Stadtrat Waischenfeld: Wird bei der Aufseßgruppe das Wasser knapp ?
Von Thomas Weichert
WAISCHENFELD „Betriebswirtschaftlich ist das der Juraguppe so was von wurst, so unbedeutend wie wenn in China a`rot`s Rädla umfällt.“ Diese und ähnliche markigen Worte fand Hans Hümmer der als Werkleiter des Wasserversorgers der Juragruppe mit seinen Experten auf Bitten von Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) eine Expertise erstellt hatte, die sich unter anderem mit der Frage der Versorgungssicherheit von Waischenfelder Ortschaften beschäftigte die an die benachbarte Aufseßgruppe angeschlossen sind. Hümmer war nun zur Stadtratssitzung gekommen um die Ergebnisse vorzustellen.
Weil die Aufseßgruppe zur Schaffung eines zweiten Standbeins eine Kooperation mit der Wasserversorgung des Marktes Wiesenttal und nun auch noch mit der Gemeinde Aufseß eingegangen ist, sieht Pirkelmann die Trinkwasserversorgung unter anderem für seinen Heimatort Breitenlesau und die dort ansässige Brauerei Krug langfristig gefährdet. Außerdem drängt die Zeit enorm. Denn nur noch bis Ende September gäbe es 50 Prozent vom Freistaat für eine zusätzliche zirka 6,5 Kilometer lange Ringleitung der Juragruppe bis Breitenlesau für die Hümmer Gesamtkosten von maximal 1,8 Millionen Euro schätzt. Würde die Juragruppe zur Schaffung eines zweiten Standbeins mit der Aufseßgruppe und mit der Gemeinde Aufseß kooperieren bliebe nach Abzug der staatlichen Förderung für jeden Kooperationspartner nur ein Eigenanteil von höchstens 300000 Euro übrig. „Das ist sicherlich mit Abstand die günstigste, aber auch versorgungssicherste Variante“, so Hümmer. Das will aber offenbar in Aufseß niemand und auch im Verbandsrat der Aufseßgruppe keiner. Von diesem waren einige Mitglieder als Zuhörer gekommen. Eine andere Variante um doch noch an Fördermittel zu kommen und die Wasserversorgung für Breitenlesau, Hubenberg, Seelig und Schönhaid dauerhaft sicherzustellen, wäre eine Kooperation mit der Stadt Waischenfeld um in diesen Orten durch die Juragruppe ein zweites Standbein zu schaffen. Oder nur der Anschluss der Brauerei Krug an die Juragruppe. Denn um eine Leitung bis nach Breitenlesau zu bauen müssten dort wegen dem notwendigem Wasseraustausch in der Leitung und den Unterhaltskosten 20000 Kubikmeter Jurawasser pro Jahr abgenommen werden. Nur die Brauerei Krug an die Juragruppe anzuschließen wäre möglich, ganz Breitenlesau aber nur dann wenn auch Hubenberg, Seelig und Schönheid zur Juragruppe komplett wechseln würden. Ein Austritt dieser Ortschaften aus der Aufseßgruppe könnte jedoch deren Existenz gefährden. Pirkelmann fürchtet das ein Versorgungsnotstand dann, eintritt wenn die Aufseßgruppe einen ihrer neuen Partner, entweder Wiesenttal oder Aufseß, komplett versorgen muss wenn dort die Trinkwasserversorgung ausfällt. Dies bestätigt auch Hümmer mit Verweis auf eine Studie des Ingenieurbüros Dürrschmidt. Dies habe ein Dauerpumpversuch im Januar gezeigt. Wider Erwarten sank dabei der Wasserspiegel im Flachbrunnen der Aufseßgruppe das eine höhere Entnahmemenge nicht mehr möglich war. Diese bräuchte man aber dann, wenn man die Gemeinde Aufseß auf einmal komplett mit Trinkwasser versorgen müsste. Oder anders ausgedrückt: Wenn ein Partner der Aufseßgruppe, ob der Markt Wiesenttal oder die Gemeinde Aufseß, mit ihrer Eigenwasserversorgung komplett ausfällt dann könnte das Trinkwasser der Aufseßgruppe nicht mehr für alle Anschlussteilnehmer ausreichen. „Wenn dann Wasser gespart werden muss kann eben die Brauerei Krug ihre Flaschen nicht mehr auswaschen. Und wie will man dann den Landwirten erklären das sie für ihr Großvieh auch Wasser sparen müssen“, malte Paul Lindner (CSU) ein düsteres Bild wenn dieser Fall eintritt. Für Pirkelmann geht es um die Langfristigkeit. Wie er betonte vertrete er als Bürgermeister die Interessen der Bürger der Stadt Waischenfeld. „Wenn wir es rausschieben dann müssen es später die Bürger bezahlen, jetzt bezahlen es andere“, so Pirkelmann. Hümmer rechnet weiter vor: Der maximale Tagesbedarf für alle Anschlussteilnehmer der Aufseßgruppe, des Marktes Wiesenttal und der Gemeinde Aufseß liegt bei 2215 Kubikmetern Trinkwasser pro Tag. Dies würde schon jetzt eine Unterdeckung von 500 bis 650 Kubikmetern am verbrauchreichsten Tag bedeuten. „Ist das Versorgungssicherheit und Zukunftsorientierung ? Wie wird die Unterdeckung bei einem solchen Szenario abgedeckt ? Was ist im Falle eines Löschwasserbedarfs ?“ Alles offene Fragen für Hümmer der die Versorgungssicherheit nur mit der Juragruppe gewährleistet sieht. Zu diesem Schluss kommt auch die Dürrschmidt-Studie die besagt, dass bei einer Komplettversorgung nur durch die Aufseßgruppe der Maximalbedarf an Trinkwasser für alle Anschlussteilnehmer im Verbandsgebiet der Aufseßgruppe und des Wiesenttals nicht abgedeckt werden kann und dieses Problem bei einer noch zusätzlichen Mitversorgung von Aufseß noch größer werden würde. Außerdem wäre eine Höchstförderung von 20 Litern pro Sekunde auch nur dann möglich wenn 50 Prozent der geförderten Trinkwassermenge der Aufseßgruppe nicht durch die Aufbereitungsanlage geführt werden müssten. „Die Juragruppe ist ein Partner in der Region und nicht ihr Feind“, stellt Pirkelmann fest und nennt die Vorgehensweise des Verbandsrats der Aufseßgruppe „Spielereien auf Kosten der Bürger“. Denn dort kam das Thema des Anschlusses von Aufseß in einer Nacht- und Nebelaktion auf die Tagesordnung. Hellhörig wurde Pirkelmann als es dann hieß das nach einem Anschluss von Aufseß eventuell Wasser gespart werden muss. „Bis zum heutigen Tag hat mir auch noch keiner bestätigt das die Versorgungssicherheit der Aufseßgruppe nach einem Anschluss von Aufseß gewährleistet ist“, so Pirkelmann weiter der das Ganze für ein Politikum hält. Auch dritter Bürgermeister Kurt Neuner (BBN) sieht das so. „Das Schlimme ist das es politisch so entschieden wurde und zum größten Teil Glaubensfragen sind“, so Neuner. Er betonte das man einzelne Ortschaften oder einen Betrieb nur dann aus dem Verbandsgebiet der Aufseßgruppe herausnehmen kann wenn man zuvor mit den Bürgern geredet hat. „Ohne die Bevölkerung können wir es nicht machen“, so Neuner. Baptist Knörl (WWL) brachte nun eine andere Lösung ins Spiel. Nämlich die das die Aufseßgruppe der Juragruppe in Breitenlesau jährlich 20000 Kubikmeter Trinkwasser für 55 Cent pro Kubikmeter als Wassergast abkauft. Dann kann die Leitung der Juragruppe nach Breitenlesau mit hoher Förderung gebaut werden und sowohl die Aufseßgruppe als auch Wiesenttal und Aufseß hätten für den Notfall ein sicheres zweites Standbein durch die leistungsfähige Juragruppe. Laut Knörl wäre dies auch wirtschaftlich für die Aufesßgruppe kein Nachteil, im Gegenteil. „Wenn wir das machen wollen muss das in eineinhalb Wochen über die Bühne gehen“, wies Hümmer au den enormen Zeitdruck hin. Knörl riet nun das sich die Verantwortlichen sofort mit den Verbandsräten der Aufseßgruppe zusammensetzten sollen. Laut Hümmer wäre ein Notverbund zwischen Jura- und Aufseßgruppe vor allem eine deutliche Stärkung der Aufseßgruppe. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Zweiter Bürgermeister Thomas Thiem (CSU) zeigte sich eher skeptisch. Für ihn ist es grundsätzlich die Frage wie es mit der Aufseßgruppe weitergeht. Wasserqualität und Preis sind gut. „Bei der Juragruppe zahlt man ungefähr einen Euro mehr für den Kubikmeter“, so Thiem. Tritt Breitenlesau, das dank der Brauerei Krug ein Fünftel des Trinkwassers verbraucht, aus der Aufseßgruppe aus, könnte dies nach Thiems Meinung der Anfang vom Ende der Aufseßgruppe sein. Zudem habe die Aufseßgruppe in der Bevölkerung einen guten Stellenwert. „Um Breitenlesau aus der Aufseßgruppe herauszunehmen, dafür ist die Zeit noch nicht reif“, so Thiem. Nikolaus Lang (BBS) verwies darauf das Braumeister Konrad Krug nicht alleine aus der Aufseßgruppe austreten will. Dies schaffe nur böses Blut in Breitenlesau. Und nur Breitenlesau alleine an die Juragruppe anzuschließen, hielt Pirkelmann nicht für machbar. Franz Schroll (CSU) wunderte sich, warum man erst einheinhalb Wochen vorher im Stadtrat darüber debattiert bevor ein Zuschussantrag nicht mehr möglich ist. Pirkelmann brach die Debatte schließlich ab ohne einen Beschluss herbeiführen zu lassen. „Ich bin der Überzeugung das heute eine Chance vertan wurde“, so ein sichtlich resignierter Bürgermeister.