Marktgemeinderat Gößweinstein: Flachdächer sollen künftig generell erlaubt werden
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Kein einziger Bebauungsplan im gesamten Gemeindegebiet lässt Flachdächer auf Wohnhäusern zu. Dies soll sich künftig ändern wenn es nach der Mehrheit des Marktgemeinderates geht. Denn Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) hatte bei der jüngsten Ratssitzung einen Beschlussvorschlag vorgelegt mit dem Ziel, das Flachdächer auf Wohngebäuden nicht mehr grundsätzlich abgelehnt werden sollen, so wie dies bisher gängige Praxis war. Bei künftigen Bauvorhaben soll dieser Ratsbeschluss nun beachtet werden falls ein Bauwerber ein Flachdach beantragt. Georg Lang, Peter Helldörfer und Dietmar Winkler (alle CSU) stimmten zwar nicht gegen Flachdächer, sondern gegen diesen Beschluss den Lang als überflüssig hielt. Denn nach Langs Meinung müsse jeder Bauantrag im Einzelfall geprüft und entschieden werden.
Wie Zimmermann erläuterte gab es in den letzten drei Jahren drei Bauanträge für Flachdächer die vom Rat grundsätzlich abgelehnt wurden. Letztes Jahr wurde zum Beispiel einem Bauantrag im Baugebiet „Oberer Büchenstock“ das gemeindliche Einvernehmen versagt, weil der Bauherr ein Flachdach errichten wollte. Aktuell will ein weiterer Bauherr im Ortsteil Hardt sein Wohnhaus mit einem Flachdach versehen, ebenso innerhalb des Bebauungsplans „Büchenstock-Erweiterung“ in Gößweinstein. Im Oberland sei es bereits gängige Praxis dass Flachdächer zugelassen werden, so Zimmermann, der betonte, dass sich auch schon andere Kommunen dazu durchgerungen hätten Flachdächer zu erlauben. Auch in Gößweinstein gab es schon Ausnahmen und Flachdächer wurden genehmigt. So zum Beispiel auf dem Therapiezentrum von Markus Poser am Steinernen Herrgott. „Wir wollen das Menschen zu uns kommen und bei uns bauen“, so der Rathauschef, der Baustile für „Geschmackssache“ hält. „Da bin ich deiner Meinung“, gab Bernhard Vogel (SPD) ihm recht. „Es ist bedauerlich, dass du bei dem von der Gemeinde organisierten Seminar nicht warst und einen Geburtstag vorgezogen hast“, so Georg Lang (CSU) zu Zimmermann.
Lang: Beschluss überflüssig
Lang hielt einen Grundsatzbeschluss zu Flachdächern für überflüssig. „Entweder gibt es einen Bebauungsplan oder eine Genehmigung im Rahmen des Baugesetzbuches bei dem es um die umliegende Bebauung geht“, so Lang. Er befand, dass es deshalb „relativ sinnlos“ ist einen Grundsatzbeschluss pro Flachdach herbeizuführen. So oder so müsse der Rat jeden Einzelfall nach dem Baurecht prüfen und ein Beschluss für Flachdächer hebe den jeweils gültigen Bebauungsplan nicht auf, betonte Lang. Jürgen Kränzlein (SPD) verwies darauf, dass in der Praxis Flachdächer immer wieder erlaubt wurden. „Ein Flachdach in einem Baugebiet ist was anderes wie ein Flachdach neben der Basilika“, so Kränzlein, der die Empfehlungen des Fränkische Schweiz Vereins zur fränkischen Bauweise als „Geiselnahme“ für den Bauwerber und „enteignungsgleichen Eingriff“ hielt. „Einige Bauwerber haben wir deshalb schon abgeschreckt“, so Daniela Drummer (FWG). Drummer will Flachdächer generell ermöglichen. Dies müsse man den Bauwerbern auch signalisieren dass dies im Einzelfall möglich ist, so Drummer. „Es wäre schön wenn sich der Ortsvorsitzende des Fränkische Schweiz Vereins dahinter klemmen würde“, daraufhin Langs weiterer Seitenhieb gegen Zimmermann, der bekanntlich Gößweinsteiner Heimatvereinschef ist. Für Lang stellt sich die Frage, ob man ein gewisses Maß an Bauvorgaben über Bord werfen will. „Denn dann können wir gleich sagen jeder kann bauen wie er will und mag“, so Lang. Der Gemeinderat hätte dann gestalterisch nichts mehr zu melden. Für Lang gehört auch ein gewisser Schneid dazu, einen Bauantrag, der nicht den Festsetzungen des Bebauungsplans entspricht, abzulehnen. Denn Aufgabe des Rats sei auch zu ordnen. „Oder ihr weist ein Baugebiet aus in dem jeder bauen kann wie er will“, riet Lang.
Bauhausstil aus Dessau
Geschäftleiter Peter Thiem verwies nun darauf das man seinerzeit im Büchenstock die Linie der Bauvorgaben schon massiv verlassen habe, „Alle zehn bis zwölf Jahre soll ein Bebauungsplan angepasst werden“, so laut Zimmermann jedenfalls der Rat von Experten. „Zuerst möchte ich den Fränkische Schweiz Verein in Schutz nehmen“, meldete sich nun Dietmar Winkler zu Wort. Er befand Kränzleins Meinung dazu für nicht in Ordnung. „Der fränkische Baustil hat seine Berechtigung und die Vorgaben des Fränkische Schweiz Vereins sind nur ein Leitfaden das man fränkisch bauen soll“, so Winkler. „Welche Auswirkungen hat so ein Beschluss“, wollte Winkler nun vom Rathauschef wissen. „Nein und ja“, war Zimmermanns Antwort. Gibt es einen Bebauungsplan, müsse man ohnehin für jeden Einzelfall eine Ausnahme für ein Flachdach beschließen. „Ein fränkischer Baustil wäre wünschenswert aber wir müssen auch an die Zukunft denken“, so dritter Bürgermeister Manfred Eckert (CSU). Denn nun diskutiere man über den Bauhausstil. „Ich wundere mich das du es so vehement ablehnst, denn in deiner Zeit als Bürgermeister ist kreativ am Büchenstock gebaut worden“, so nun Drummer in Richtung Lang. Drummer will keine Retortensiedlung, sondern zulassen das jeder etwas kreatives Eigenes bauen kann. „Wir müssen jeder Zeit und jeder Generation den eigenen Stil zuerkennen“, so Drummer. Denn hätte man dies früher nicht auch schon gemacht, gäbe es heute keine anderen Baustile. Wie zum Beispiel die barocke Basilika. „Alle waren begeistert als Markus Poser (Ehemann von Daniela Drummer) ein paar Meter von der Basilika weg ein Flachdach gebaut hat. Das stört keinen, doch im Büchenstock, viel weiter weg, schon“, so nun Kränzlein. „Ich bin grundsätzlich nicht gegen Flachdächer“, meldete sich nun Peter Helldörfer zu Wort. Helldörfer hielt jedoch die Instrumente die der Rat für eine Genehmigung derselben hat für ausreichend und sprach sich dafür aus, in neuen Baugebieten künftig eine möglichst offene Bauweise zuzulassen. Rainer Polster (FWG) stellte nun einen Antrag zur Geschäftsordnung auf Abstimmung. Polster betonte, dass der Bauausschuss nach wie vor die Hoheit für eine Baugenehmigung habe. Mit neun gegen drei Stimmen stimmte der Rat schließlich dafür, dass man die Errichtung von Flachdächern bei Wohngebäuden nicht mehr aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnt. Dieser Beschluss soll nun bei zukünftigen Bauanträgen zur Errichtung eines Flachdachs beachtet werden. „Das ist mir zu pauschal“, so Helldörfer abschließend.
Das Therapiezentrum von Markus Poser am Steinernen Herrgott hat ein Flachdach das alle schön fanden und keinen stört. Unser Bild entstand bei der Einweihung des Therapiezentrums Gößweinstein im letzten Jahr. Foto: Thomas Weichert