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Hochkarätiges Konzert mit dem Bamberger Streichquartett und Pater Anselm Grün in Gößweinstein
Hochkarätiges Konzert mit dem Bamberger Streichquartett und Pater Anselm Grün in Gößweinstein
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Mit „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ von Joseph Haydn konnte das Kuratorium zur Förderung von Kunst und Kultur im Forchheimer Land gemeinsam mit der VHS Forchheim die Basilika in Gößweinstein bis auf den letzten Platz füllen. Schon im Vorfeld waren rund 380 Eintrittskarten verkauft worden. Was vor allem an den Benediktinerpater und weltweit bekanntem Buchautor Anselm Grün lag, der überall dort wo er auftritt Saale und Kirchen füllt.
Anselm Grün und das Streichquartett. Fotos: Thomas Weichert
Während das Bamberger Streichquartett der Bamberger Symphoniker mit großem Einfühlungsvermögen den musikalischen Part übernahm konnte Anselm Grün mit seinen Betrachtungen zu den sieben letzten Worten Jesu Christi den Bogen in das tägliche Leben in der Gegenwart schlagen. So entstand ein bemerkenswerter Einklang zwischen den erklärenden Worten und der die Gefühle ausdrückenden Musik. Das Werk besteht aus jeweils einer Sonate zu jedem der sieben Worte sowie zur Einführung einer Introduzione und zum Abschluss dem „ Il terremoto“, dem Erdbeben. Grüns Betrachtungen umfassten die Worte Jesu und die entsprechende musikalische Umsetzung durch Joseph Haydn. Während in der Introduzione die Grundstimmung vermittelt wird, spricht Jesus mit seinen ersten Worten mit seinem Vater, so Grün. „Vater, vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, so lautet das erste Wort. In dieser Bitte um Vergebung sind auch wir eingeschlossen. Deshalb sollen auch wir vergeben, auch uns selber. Sich selbst zu verzeihen sei oftmals schwerer als anderen, so schilderte Grün seine Erfahrung in seinen Seminaren. Haydn habe gerade dieses Vertrauen und die Hoffnung zum Verzeihen in der ersten Sonate zum Ausdruck gebracht. Das zweite Wort lautet: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst mit mir im Paradiese sein.“ Dieses Wort zu dem mit Jesus gekreuzigten Verbrecher gibt allen Zuversicht, die Angst haben, sich selbst und ihrer Umwelt nicht zu genügen, die an sie gestellten Anforderungen nicht erfüllen zu können. Jesus nimmt jeden Menschen so wie er ist. Aus der zweiten Sonate ist besonders das Paradies herauszuhören, nicht nur als Verheißung nach dem Tod, sondern schon im Heute, so Pater Anselm. Im dritten Wort vertraut Jesus seinen Lieblingsjünger seiner Mutter an und umgekehrt. „Frau, siehe hier: dein Sohn; und du, siehe, deine Mutter“. Die Szenen mit Frauen im Neuen Testament seien Szenen der Liebe, so Grün. Die Liebe verbinde, sie mache aus dem Allein-Sein ein All-eins-Sein. In seiner Musik bringe Haydn die Botschaft Jesus stirbt für dich, er ist eins mit allen Menschen zum Ausdruck. Das Gefühl der Verlassenheit drückte der Psalmist im Psalm 22 aus. Diese Worte spricht auch Jesus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Selbst in diesem tiefsten Gefühl der Verlassenheit ist Gott dennoch da. An ihn können wir uns wenden, er verwandelt unsere Verlassenheit in Geborgenheit, ist Grün überzeugt. Daher hat Haydn in seiner Musik auch die Geborgenheit in der Verlassenheit betont. Wir dürfen unsere Gefühle zulassen in Gott. Das fünfte Wort ist im Lateinischen nur ein Wort: „Sitio“ – „Mich dürstet“. Dieses Wort bezieht sich nach Grün auf das Alte Testament, als Mose durch Eintauchen seines Stabes aus dem Bitterwasser trinkbares Wasser, machte. Es gibt Menschen, die haben Angst verbittert zu werden oder sind es, Grün. „Das Kreuz trinkt unsere Bitterkeit, es verwandelt unsere Bitterkeit in Süßigkeit“. Musikalisch neigt sich Jesus uns zu. Er gibt uns Hoffnung und Vertrauen, er verwandelt meine Bitterkeit in Süßigkeit. „Es ist vollbracht“. Dieses Wort bedeutet, dass das Ziel erreicht ist. Das Kreuz vollendet alles. Es führt die Gegensätze zusammen. Dieses Wort sagt aber auch: die Liebe ist vollendet. Darin ruht schon die Hoffnung auf die Auferstehung. Wie Jesus uns umarmt, so sollen auch wir einander umarmen. In der Musik klingen immer verschiedene Stimmen zusammen, dass sie im Einklang stehen. So ist die Musik ein Zeichen für den Frieden mit allen Menschen. Im siebten Wort betet Jesus den Psalm 31, den Abendpsalm der Juden. „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist.“ Nicht nur im Tod dürfen wir uns in Gottes Hände fallen lassen, sondern schon jetzt im Leben. Hierzu rezitierte Grün aus Rainer Maria Rilkes Gedicht Herbst: Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält. Die zärtliche Musik zu diesem letzten Wort lässt das Fallen in diese Liebe fühlen. Furios gestaltet sich das Il terremoto, das Erdbeben. Haydn wollte damit nicht nur das nach dem Neuen Testament überlieferte Erdbeben darstellen, sondern zugleich auch die Herzen der Menschen erschüttern, sie wachrütteln, so Grün. Wir sollen die Auferstehung aus unseren Ängsten schon jetzt erfahren. Langanhaltender und stehender Applaus des Publikums zeigte, wie die Musik des Bamberger Streichquartetts, mit Raúl Teo Arias, Andreas Lucke, Branko Kabadaic und Karlheinz Busch, und die betrachtenden Worte von Pater Anselm Grün die Herzen berührt haben. In seiner Begrüßung hatte Pfarrer Pater Flavian Michali mit großer Freude etwas ganz Besonderes angekündigt. Alle Anwesenden konnten dies am Ende nur bestätigen