„Das Leben ist bunt und nicht so schwarz-weiß wie ich angezogen bin.“ Das sagt die bekannte Franziskusschwester Sigrid Kerschensteiner die am heutigen Mittwoch im Haus St. Elisabeth mit ihrer Familie und ihren Freunden ihren 75. Geburtstag feiert.
Mit ihrem E-Bike hält sich Schwester Sigrid fit. Foto: Thomas Weichert
Eigentlich wollte sie nicht feiern. Aus Dankbarkeit für die unzähligen Menschen mit denen sie Verbindung hat entschied sie sich dann aber doch für eine kleine Feier. Die Bierzelttische hat sie mit bunten Servierten geschmückt, so bunt wie ihr erfülltes Leben auf das mit Dankbarkeit zurückblickt. Eigentlich wollte sie Mutter eines SOS-Kinderdorfs werden. Doch es kam anders´als ihre Cousine Erzieherin wurde und ins Kloster ging. Diesem Vorbild folgend absolvierte die in Oberweikendorf in der Oberpfalz geborene und dort mit fünf Geschwistern auf einem Bauernhof aufgewachsene damals 14Jährige zunächst die Hauswirtschaftsschule in Vierzehnheiligen, holte dann die mittlere Reife bei den englischen Fräuleins in Bamberg nach um dann in München ebenfalls Erzieherin zu werden. Nach Eintritt in den Orden der St. Franziskusschwestern legte sie mit 21 Jahren ihr Gelübte ab, studierte sechs Semester Theologie und wurde Religionslehrerin. Schon ihre Mutter wollte ins Kloster gehen, weil sie sich für die Menschen einsetzen wollte. Doch es kam anders, da sie ihr Vater zur Heirat überredete. Zurückblickend sagt Schwester Sigrid heute, das sie froh ist im Kloster geblieben zu sein. „Wenn ich auf mein Leben zurückschaue habe ich viel erlebt.“ Ihre erste Stelle als Erzieherin war die Leitung des katholischen Kindergartens in Bad Staffelstein. Mit einer weiteren ungelernten Kraft betreute sie damals dort 100 Kinder, darunter auch den heutigen Bürgermeister von Bad Staffelstein, Jürgen Kohmann, der sie immer besucht wenn er mit der Wallfahrt in Gößweinstein weilt. In Röthenbach bei Lauf war sie dann zwei Jahre lang als Religionslehrerin in der Schule tätig, half aber auch in der Pfarrei mit aus. Gerade mit Kindern und Jugendlichen hat sie viele Sternstunden in ihrem Leben erlebt. „Es war eine Freude die ich mit meinen Schülern erlebt habe und wie ich Kinder für Gott begeistern konnte“, sagt sie.
Sternstunden
Als sie als Religionslehrerin im Unterricht einmal von Gott erzählte und alle gespannt zuhörten, sprang plötzlich ein Mädchen auf und rief: „Heh Gott ist Spitze !“ Das war so eine Sternstunde von vielen. Oder als sie als Reiseleiterin die große Soldatenwallfahrt von Regensburg aus mit dem Zug nach Lourdes begleitete. Mit ihrer Querflöte spielte sie die Soldaten bei den Stopps in den Zug. Oft war sie auch Reisebegleiterin der Kolpingsfamilie von Schneeberg bei Amorbach im Odenwald. Die nächste Reise der Kolpingsfamilie ist schon geplant. Und zwar mit dem Flugzeug nach Albanien. Auch da wird Schwester Sigrid natürlich wieder dabei sein. Viele Überraschungen hielt das Leben für sie bereit. „Es war immer spannend und langweilig wurde es mir im Kloster noch nie“, so Schwester Sigrid. Ihr Orden gab ihr immer den Freiraum um die Menschen für Gott zu begeistern. Und vor allem Menschen zu helfen. So den armen Kindern im peruanischen Cimbote wo ihr Orden eine Missionsstation hat in der sie selbst auch schon war und die Patenschaft übernahm. Und aktuell für hungernde Kinder in Indien, die immer wieder an die Klosterpforte kommen. Geschenke zu ihrem Geburtstag will sie nicht. Wer für die Kinder in Indien aber etwas spenden will, kann dies gerne tun. Dafür hat sie eine Spendenbox aufgestellt. „Meine größte Freude ist es wenn die Leute da Geld für die hungernden Kinder rein tun.
Oft in Assisi
“ Gerne erinnert sie sich auch an die Wallfahrten mit Jugendlichen nach Assisi. 40 mal langt nicht wo sie in Assisi war und aus einigen der Jugendlichen, die dabei waren, wurden auch Pfarrer und Ordensschwestern. Einer der bekanntesten heute ist Markus Eller, der Abt des Benediktinerklosters Scheyern. Bis 1995 war Schwester Sigrid dann im Pfarrhaus von Lettenreuth tätig und gab Kurse. Dort wäre sie gerne noch länger geblieben, doch ihr Orden brauchte sie dringend für das Haus St. Elisabeth in Gößweinstein um daraus ein Exerzietenhaus zu machen. Darin hielt sie viele religiöse Kurse zur Lebenshilfe mit bis zu 5600 Übernachtungen im Jahr und zusätzlich Einkehrtage mit 2000 Besuchern pro Jahr. Als Schwester Sigrid mit 65 Jahren pensioniert wurde, ließ sich von ihrem Mutterhaus keine Nachfolgerin mehr finden. Daher wurde das Haus St. Elisabeth von der Josephstiftung übernommen und im Jahre 2008 zu einem Haus "Wohnen in der Heimat" umgebaut. Heute ist es voll belegt und Schwester Sigrid kümmert sich um die Bewohner und engagiert sich nebenbei für die Erwachsenenbildung. Auch in die Arbeit der Pfarrei Gößweinstein ist sie voll eingebunden. Von Krankenbesuchen bis hin zur Sterbehilfe. Seit drei Jahren fährt sie E-Bike. Täglich eine Stunde rund um Gößweinstein. Etwa 6000 Kilometer hat sie schon auf dem Tacho. Das hält sie fit. Ihr Motto als Ordensschwester frei nach dem Johannesevangelium: „Ich bin gekommen das sie ein neues Leben haben und es in Fülle haben.“ „Menschen kann man nur ändern wenn man sie liebt und was ich gar nicht leiden kann ist die Frömmelei“, sagt Schwester Sigrid.
Die Freunde der Fränkischen Schweiz gratulieren herzlich zum Geburtstag.