Großprojekt Nahwärmeversorgung für Gößweinstein ist bereits in Planung
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Schon Ende nächsten Jahres soll das noch zu bauende Biomasseheizkraftwerk unterhalb der Gößweinsteiner Grund- und Mittelschule in Betrieb gehen. Ein Großprojekt mit vorsichtig geschätzten Kosten von 4 Millionen Euro mit dem man fast den gesamten Ort Gößweinstein mit Wärme versorgen könnte. Nun liegt es an den Hausbesitzern sich zu erklären ob sie dabei mitmachen wollen. Erst nach diesen Absichtserklärungen können genauere Kosten für einen Anschluss an das Nahwärmenetz Gößweinstein ermittelt werden. Die örtlichen Freien Wähler griffen dieses Thema nun auf und machten es zum Hauptthema ihres traditionellen Aschermittwochs zu dem jedoch nur 25 Besucher in den Gasthof Zum Löwen gekommen waren.
Referent des informativen Abends war Florian Schroll. Foto: Thomas Weichert
Als Referent des Abends hatte FW-Chef Rainer Polster den Heizungsbaumeister Florian Schroll aus Allersberg von der Hilpoltsteiner Firma „ENERPIPE GmbH eingeladen. Schroll ist Experte für den Bau solcher Anlagen inklusive der Rohrleitungen und Hausanschlüsse. Laut Schroll geht Dreiviertel der eingekauften primären Energie für ein Haus für die Erzeugung der Raumwärme drauf. Also 75 der Energiekosten nur für die Heizung. Dagegen 12 Prozent nur für Warmwasser und genau so viel für die Elektrogeräte. Die Kosten für die Beleuchtung sind dank moderner LED-Technik heute verschwindend gering mit nur einem Prozent des gesamten Energieverbrauchs. Nicht nur Wärme soll ein modernes Nahwärmenetz erzeugen, sondern auch Strom gewinnen. Schroll klärte über die verschiedenen Fördermöglichkeiten und auch darüber auf, wie so ein Nahwärmenetz gebaut wird und wie es dann funktioniert. Mit einem Nahwärmenetz setzte man auf Regionalität und vor allem auch darauf, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt, so Schroll. Bis man belastbare Zahlen habe was das Ganze für den Einzelnen kostet, müsse jeder erst seine Hausaufgaben machen. Dies sei ein langer Weg, betonte der Experte und verwies auch darauf, das Nahwärmenetze in Oberfranken noch dünn gesät seien. Anders als beispielsweise im Raum Donauries wo es fast in jeder Ortsschaft schon ein oder mehrere Nahwärmenetze gibt. In Gößweinstein kann es jedoch kein langer Weg mehr sein, weil die Zeit drängt. Denn bald wird mit dem Bau der neuen Doppelturnhalle begonnen und diese muss dann zwingend wegen der Förderung mit regenerativer Energie beheizt werden. Deshalb hat Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) auch schon längst seine Hausaufgaben gemacht. Laut Zimmermann hat der Markt Gößweinstein bereits ein Büro gefunden das demnächst die Befragung aller Hausbesitzer in Gößweinstein durchführt. Diese Erhebung könne man auch nicht einem privaten Betreiber überlassen. Zimmermann rechnet damit das innerhalb der nächsten drei Wochen der genehmigte Förderbescheid für diese Markterkundung vorliegt. Dann könne man mit der Haushaltsbefragung beginnen und Bürgerversammlungen halten. Sehr schnell, so Zimmermann, wird man dann auch ein Grobkonzept für die Umsetzung haben. Auch gäbe es schon eine Gruppe von Nahwärmeversorgern die schon in der Vorbereitung für eine Detailplanung sind.
Marktgemeinderat Josef Neuner ist der Sprecher der noch zu gründenden Betreibergesellschaft Nahwärmenetz GHößweinstein
Sprecher dieser Gruppe ist Marktgemeindeart Josef Neuner (BMG) der erklärte das eine Gesellschaft in Form einer GmbH durch einen größeren Pool von Landwirten gegründet wird die über den Maschinenring organisiert sind. Mit im Boot sind laut Neuner auch die Stadtwerke Ebermannstadt. Das vor 20 Jahren durch Landwirte belieferte Biomasseheizkraftwerk in Forchheim, das nun mit Erdgas und nicht mehr mit Hackschnitzeln aus der Region betrieben wird, bezeichnete Neuner als „Misere“. Denn es habe immer geheißen der Landkreis sei ein verlässlicher Partner der Waldbauern. „Dem ist nicht so“, so Neuner. Damit dies in Gößweinstein nicht auch so kommt, nehme man die Sache selbst in die Hand. Neuner sicherte Transparenz der noch zu gründenden Gesellschaft zu. Im Besitz des Grundstücks ist man jedenfalls schon einmal, was die wichtigste Voraussetzung ist. Neuner, der zwischen Türkelstein und Hartenreuth eine große Biogasanlage betreibt, geht davon aus das der Bauantrag für ein, oder sogar mehrere – was sich dann nach den Anschlussteilnehmerzahlen richtet - Biomasseheizkraftwerke schon Ende dieses Jahres gestellt werden kann. Werden dann die Rohre im Ort verlegt, wird auch gleich die Wasserleitung der Wiesentgruppe mit erneuert, kündigte Zimmermann in seiner Eigenschaft als Wiesentgruppen-Chef an. „Denn wenn jemand meine Straßen kaputt macht, dann möchte ich auch etwas davon haben“, so Zimmermann, nun als Bürgermeister. Und so wird es eine Win-Win-Situation und kommt für alle Beteiligten günstiger. Laut Zimmermann sollen alle öffentlichen und kirchlichen Gebäude an dieses Nahwärmenetz angeschlossen werden. Und je mehr private Hausbesitzer dabei mitmachen, um so günstiger wird es für jeden einzelnen werden. Zimmermann rechnet mit einer Bauzeit von etwa eineinhalb Jahren. Unvermeidbar sei dann auch das in der Tourismussaison die Straßen in Gößweinstein aufgegraben werden müssen. Jetzt habe man die große Chance dazu, daher müsse man jetzt auch zugreifen, auch um das Klimaschutzziel für Gößweinstein zu erreichen, so Zimmermann. Ein weiteres Großprojekt für den Markt für den Klimaschutz ist auch die komplette Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED die bereits einstimmig beschlossen ist. Dem Luftkurort Gößweinstein stehe es außerdem gut an, möglichst wenig Emissionen zu erzeugen, ergänzte Neuner.
Mit im Boot auch Ludwig Thiem, Chef der Waldbauernvereinigung Fränkische Schweiz
Mit im Boot ist auch Ludwig Thiem, Chef der Waldbauernvereinigung Fränkische Schweiz. Am Beispiel der Burg Feuerstein, die inzwischen mit einem Hackschnitzel betriebenem Biomasseheizkraftwerk beheizt wird, erklärte Thiem das man nun ein Drittel der Energiekosten im Vergleich zu Heizöl einspart. Wunsch und Anliegen von Thiem ist die Nachhaltigkeit. Er versicherte das der Wald dadurch nicht geplündert werde. Auch nur ein bewirtschafteter Wald ist ein guter Wald für die Region. In Forchheim habe man den Waldbauern übel mitgespielt, so auch Thiem.