Gößweinstein: Das Hochfest der Heiligsten Dreifaltigkeit in Coronazeiten - Nur 56 Gläubige in päpstlicher Basilika - Bischof, Pfarrer und Gottesdienstbesucher mit Mund- und Nasenschutz - Kein Weihrauch und statt Weihwasser Desinfektionsmittel
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Am Dreifaltigkeitssonntag wird in der Basilika Gößweinstein das Patronatsfest gefeiert. Mehr als 20 Wallfahrten mit mehr als 3000 Menschen sind an diesem Wochenende gewöhnlich i größten Dreifaltigkeitswallfahrtsort Deutschlands. Von den ein- oder ausziehenden Wallfahrten tönen Kirchenlieder, die von den Gläubigen gesungen und von Blasmusik begleitet werden. Die gewaltigen Glocken der päpstlichen Basilika begleiten die Wallfahrer klingend auf ihrem Weg. Die Gastwirtschaften und Hotels im Ort sind voll belegt und selbst in den Privatquartieren ist kein Bett mehr frei. Beim Einzug des Bischofs in die Basilika säumen die Menschen die Straße. Die Menge segnend, besonders Kinder und Kranke, nimmt der Bischof seinen Weg, begleitet von den Vertretern aus Kirche und Politik. Die Basilika ist bis auf den letzten Platz mit über 500 Gläubigen gefüllt. In der Weihrauch durchdrungenen Luft und mit dem Klang der Orgel könnte man meinen, dass der Lobgesang von mehreren Hundert Gläubigen zur Ehre Gottes mit dem der Engel am Hochaltar verschmilzt.
Bild links: Pater Mazur (vorne) und Weihbischof Gössl (hinten) im Corona-Sicherheitsabstand im Altarraum. Bild Mitte: Speisung des Leib Christi mit Maske. Bild rechts: Weihbischof Gössl folgt Pater Mazur ohne Maske im Corona-Sicherheitsabstand. Fotos: Thomas Weichert
Doch in Zeiten der Corona-Pandemie ist auch am Dreifaltigkeitssonntag am Gnadenort zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Gößweinstein vieles anders. Auch am Patronatsfest wird von den Sicherheitsvorschriften keine Ausnahme gemacht. Lediglich 56 Gläubige können in der Basilika mitfeiern. Wegen des Regens ist der Aufenthalt um die Basilika sehr unangenehm. Trotzdem harren einige wenige mit Abstand voneinander vor dem Portal aus. Vor Beginn des Pontifikalgottesdienstes gibt Mesner Reinhold Hutzler die coronabedingten Verhaltensregeln bekannt. Mit Minimalbesetzung an liturgischem Dienst zieht der Bamberger Weihbischof Herwig Gössl in die Basilika ein. Die Ständer für die Wallfahrtsbilder bleiben in diesem Jahr leer. Ebenso die Gastwirtschaften und Straßen von Gößweinstein.
Kartenhaus brach zusammen
In seiner Begrüßung verweist Pfarrer Pater Ludwig Mazur, ofm, darauf, dass die Corona-Pandemie die Welt in einem nicht vorstellbaren Maß verändert hat. Die Phantasie des grenzenlos Machbaren wurde als hohl entlarvt. Vieles brach wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Viele Menschen spürten, dass sie nicht alles selber bewältigen können, sondern dass es gerade bei dieser Krankheit darauf ankomme, dass die Mitmenschen sich an die Verhaltensregeln halten, um selbst geschützt zu sein. Hierbei erinnerte er an die lange Tradition in Klöstern, dass jede Begegnung mit dem Wort „Benedicite“ begann, dem Wunsch und die Bitte „Segne mich!“ Der so angesprochene Mitbruder antwortete darauf: „Deus, benedicat te“, Gott segne dich. Der mir begegnet könne also ein Segen für mich sein. Mit großer Freude begrüße er daher alle, die zum Gottesdienst kommen konnten, mit besonderer Freude aber Weihbischof Herwig Gössl.
Religionsunterricht darf nicht auf Dauer ausfallen
Das „Miteinander und Füreinander“ ist auch der Leitgedanke von Weihbischof Herwig Gössl. Schon in seiner Begrüßung spricht er davon, dass Stellvertretung wichtig ist, das Grundthema des Christseins, etwas Grundchristliches. Hierbei spricht er die anwesenden Christen an, die für viele, die heute nicht da sein können, beten und singen. Er spricht aber auch die kleinen Wallfahrtsgruppen von zwei, drei Personen an, die er auf seiner Fahrt nach Gößweinstein gesehen hat und von denen sich sicherlich auch welche in der Gottesdienstgemeinde befunden haben. In seiner Predigt geht Weihbischof Gössl auf das Wesen der Dreifaltigkeit ein. „Unser Gott, so sagt die Lehre von der göttlichen Dreifaltigkeit, ist in sich Beziehung. Eine Beziehung mit überströmender Liebe.“ Mit dieser überströmenden Liebe liebe Gott diese Welt. Hierzu verweist er auf das Tagesevangelium nach Johannes „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“ Die Kirche gehöre zwar zu dieser Welt, doch sei sie auch Sakrament und damit Zeichen und Werkzeug, das die Liebe Gottes zu den Menschen erfahrbar macht, durch die Verkündigung der Frohen Botschaft, der Feier der Sakramente und durch gelebte Nächstenliebe, vor Allem zu den Armen und Schwachen. Daher sei auch in diesen Tagen die Feier der Sakramente kein Luxus, auch wenn die Sicherheit der Mitfeiernden gewährleistet sein müsse. Auch der Religionsunterricht dürfe nicht auf Dauer ausfallen, ebenso wie die Treffen zur Kommunion- oder Firmkatechese. Schließlich gelte es auch die materielle und seelische Not zu lindern. Hierbei denke er gerade an die älteren und kranken Menschen, denen jede persönliche Zuwendung genommen sei. „Diese unsere Welt braucht Gott, der in sich überströmende Liebe ist“, zeigt sich Weihbischof Gössl überzeugt. Daher brauche diese Welt auch die Kirche, die einen Beziehungsraum mit Gott öffne. „Nur so können wir dem Geheimnis Gottes nahe kommen und wir werden diese Nähe als heilsam und Hoffnung stiftend erfahren“, schloss er seine Predigt.
Teilnahme am Gottesdienst muss mit einem guten Gefühl erfolgen können
In diesem Sinne wünschte Weihbischof Gössl zum Friedensgruß einen Frieden, der Spannungen aushält und der Unterschiede überbrückt. Am Ende des Gottesdienstes dankte er der feiernden Gemeinde für ihre Treue, Zuverlässigkeit und Geduld. Mesner Reinhold Hutzler trug die Lesungen aus dem Buch Exodus und dem zweiten Brief des Apostels Paulus vor. Die ebenfalls von ihm vorgetragenen Fürbitten hatten auch die Bitten um ein gutes Miteinander zum Inhalt. Das Evangelium wurde von Weihbischof Herwig Gössl verkündet. Organist und Kantor Georg Schäffner gestaltete den Pontifikalgottesdienst musikalisch. Nicht zuletzt sorgten Pfarrgemeinderatsvorsitzende Kathrin Heckel und die Pfarrgemeinderats- und Kirchenverwaltungsmitglieder Steffi Bezold, Sabine Neuner und Josef Geck für das Einhalten der Sicherheitsvorschriften. „Die Teilnahme am Gottesdienst muss mit einem guten Gefühl erfolgen können,“ hat für Pfarrer Pater Ludwig oberste Priorität.