Scheffel-Gedenkabend des Fränkische Schweiz Vereins im Scheffel-Gasthof gut besucht
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Heuer jährt sich der 190. Geburtstag und 130. Todestag des im 19. Jahrhundert viel gelesenen deutschen Schriftstellers und Dichters Joseph Victor von Scheffel der als indirekter Schöpfer des Begriffs Biedermeier gilt und der am 16. Februar 1826 in Karlsruhe geboren wurde und dort auch im Alter von erst 60 Jahren am 9. April 1886 starb. Anlass genug für den Fränkische Schweiz Verein einen Scheffel-Abend im Scheffel-Gasthof zu halten zu dem FSV-Hauptvorsitzender Reinhardt Glauber viele Gäste begrüßen konnte.
Walter Tausendpfund, Vorsitzender des Kulturausschusses des FSV beleuchtete das Leben des großen Dichters und Freundes der Fränkischen Schweiz in einem dreiteiligen Vortrag und für die musikalische Umrahmung des Abends mit Liedern von Scheffel sorgten der Fränkische Schweiz Chor unter der Leitung von Wolfgang Junga und der Männergesangverein Gößweinstein. Eberhard Hofmann leitete den Abend musikalisch ein. Vom Fränkische Schweiz Verein wurde zu diesem Anlass auch ein neuer Flyer über Joseph Victor von Scheffel herausgegeben der unter anderem 18 Strophen des von Scheffel geschriebenen Exodus Cantorum mit der Sängerfahrt der Bamberger Domknaben durch die Fränkische Schweiz enthält und den ein Bild des Scheffels-Denkmals gegenüber des Scheffel-Gasthofes ziert.
Scheffel in der Fränkischen Schweiz
Am interessantesten war natürlich Tausendpfunds Vortragsteil über Scheffel und die Fränkische Schweiz. 1859 kommt Scheffel erstmals von Schloss Banz aus als Wanderer über Scheßlitz und Bamberg in die Fränkische Schweiz und knüpft dabei bewusst an die denkwürdige Pfingstreise der Romantiker Wackenroder und Tieck im Jahre 1793 an. Seiner Mutter schreibt Scheffel aus der Fränkischen Schweiz unter anderem: “Es ist dies (die Fränkische Schweiz) ein in den schönsten Punkten nur dem Fußwanderer zugänglicher Gebirgsstrich zwischen Bamberg, Nürnberg und Bayreuth...meine Erwartungen wurden weit übertroffen, ich fand es schöner, großartiger und origineller, als ich vermutet. Bei Streitberg, an der forellenreichen Wiesent, fängt die wilde Landschaft an. Zerklüftetes Kalkgebirge mit abenteuerlich ausgewitterten Dolomitnadeln und Felsspitzen, enge Felswandtäler mit frischgrünem Gebirgswasser. Viel mittelalterliche Erinnerung in wohlerhaltenen oder wiederhergestellten Ritterburgen, Dazu die vielen abenteuerlichen Tropfsteinhöhlen mit den merkwürdigen Anschwemmungen der Gebeine vorsintflutlicher Tiere, Bären, Löwen usw. bilden in ihrem Zusammentreffen auf engem Raum eine Reihe eigentümlich schöner Landschaftsbilder.“
Scheffel lehnt Leitung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg ab
Scheffel lernt auch Baron Hans von Aufseß kennen und gehört bald zu dessen imposanten und illustren Freundeskreis. Und wie es damals schon üblich war, vergisst Scheffel nicht, in diesem Zusammenhang, außer auf die ermüdenden Fußmärsche, auch auf die guten Forellenimbisse hinzuweisen. Im Jahre 1864 bot ihm Hans von Aufseß den Posten eines Direktors des neuen Germanischen Museums in Nürnberg an, doch Scheffel lehnt ab und enttäuschte damit seinen großartigen Freund. Kurz nach seinem 50. Geburtstag holen ihn seine körperlichen und seelischen Leiden wieder ein und Scheffel wandert erneut in die Fränkische Schweiz wo er sich 1883 im Kurhaus von Streitberg einquartiert und bald schon schwärmt er wieder: „Willst du einmal andere Menschen, andere Landschaft, kühle Bergluft, groteske Felsen um Dich haben, so empfehle ich Dir Streitberg in der fränkischen Schweiz“. In diesem Jahr besucht Scheffel auch Gößweinstein und am 4. September entsteht der berühmte Eintrag im Fremdenbuch des Gasthofes Distler, dem heutigen Scheffel-Gasthof der da lautete: „Victor von Scheffel, Belletriste, Carlsruhe. Belletriste!? Gößweinstein 4. Septbr. 1883 Belletriste? siehste wie Du biste. Belle warste, triste biste, siehste, wie de biste, Belletriste?“
Scheffel-Gedenktafel übersteht Brand
1911, 25 Jahre nach seinem letzten Besuch in Gößweinstein und 25 Jahre nach seinem Tod wird am Distlerschen Gasthof zur Erinnerung an den prominenten Besuch in eine Tafel mit dem Text „Hier wohnte im Jahre 1883 Viktor von Scheffel“ angebracht. Am 18. Juni 1915 wird der Gasthof Distler durch einen Brand vernichtet, die Scheffel-Gedenktafel überstand diesen Brand aber. Der neue und noch jetzige Scheffel-Gasthof erstand an der Stelle des alten im Jahre 1916, also heuer vor 100 Jahren, nach den Plänen des Bamberger Architekten A. Staller in stilvoller Berücksichtigung der Bauweise der nahen Kultusgebäude Basilika, Pfarrhaus und Mesnerhaus als ein Haus der Gastlichkeit. 1925 kann August Sieghardt auf drei der ehemals 24 Tafeln mit den 18 Strophen des „Exodus Cantorum“ verweisen. So in Muggendorf, an der Neideck und am Adlerstein. Sieghard verweist auch auf den „Scheffelplatz“ zwischen Pottenstein und der Teufelshöhle von dem heute nicht mehr klar ist wo er genau gelegen hat.
Das Scheffel-Denkmal in Gößweinstein wird 1933 eingeweiht
1927 ruft dann der Fränkische Schweiz Verein zu Spenden zur Errichtung eines Scheffel-Denkmals in Gößweinstein auf das am 21. Mai 1933 mit einem großen Kreis von Ehrengästen eingeweiht werden konnte. Ein Sonderzug der Reichsbahn brachte hunderte von Personen dazu von Nürnberg nach Gößweinstein und SA Abteilungen aus der Fränkischen Schweiz sorgten für den Ordnungsdienst. Schöpfer des Gößweinsteiner Scheffel-Denkmals ist der heute eher unbekannte gehörlose Künstler Georg Leisgang (1893-1970) der in der Kasernenstraße in Forchheim lebte. In Forchheim selbst gibt aber noch heute zahlreiche Werke von Leisgang. So den Kriegerbrunnen am Rathaus, den Bauern mit Glücksschwein am Marktplatz, den Schuljungen an der Ritter-von-Traitteur-Schule, den Fischerbub in der Parkanlage an der Klosterstraße, den Samariter am alten Kolonnenhaus des Roten Kreuzes, die Räbel-Bronzebüste und die Mondsichel-Madonna im Pfalzmuseum. Bereits vor Errichtung des Scheffel-Denkmals in Gößweinstein wurde im gegenüberliegenden Scheffel-Gasthof die noch heute erhaltene Scheffel-Stube eingerichtet.
Bilder vom Scheffel-Gedenkabend im Scheffel-Gasthof in Gößweinstein. Fotos: Thomas Weichert