Ein alter Brauch lebt wieder auf: Die Chrsitbaumversteigerung
Von Thomas Weichert
Morschreuth
Fast in jedem Dorf in der Fränkischen Schweiz gab es früher kurz vor Weihnachten eine Christbaumversteigerung. So gut wie jede Ortsfeuerwehr, Heimat- oder Schützenvereine luden nicht nur ihre Mitglieder zu diesen lustigen Abenden ein, die meist auch mit einer Verlosung von Preisen, die Firmen gespendet hatten um ihre Vereinskasse aufzufüllen, verbunden war. Dieser Brauch ist mit der Zeit fast in Vergessenheit geraten, da es diese Veranstaltungen kaum mehr gibt. Weil es für Organisatoren auch sehr zeitaufwendig ist.
In Morschreuth gibt es dieses Brauchtum dank des örtlichen Heimatvereins noch, der die Christbaumversteigerung 1974 veranstaltete. Die letzten zwei Jahre musste aus bekannten Gründen zwar pausiert werden. Dennoch hat die Christbaumversteigerung nichts von ihrem Reiz verloren wie sich am Abend des vierten Advent im voll besetzten Kreativzentrum zeigte. Viele junge Leute waren gekommen. Wie Heimatvereinschef Wolfgang Reichold zu berichten weiß, war einst das ganze Dorf mit den Vorbereitungen Tage zuvor beschäftigt. Als es das gemeindliche Schlachthaus noch gab, wurde extra ein Schwein geschlachtet um die Räucherwaren für die Christbaumversteigerung selbst herzustellen. Dies endete 2002 nachdem das Schlachthaus abgerissen wurde. Danach kaufte der Verein die Wurstwaren und den geräucherten Schinken bei einheimischen Metzgern. Mit Leah Vogel, Tochter von Marktgemeinderat Bernhard Vogel, der auch Kassier des Heimatvereins ist, hat Morschreuth nun wieder eine eigene Metzgerin. Leah, die kürzlich ihre Gesellenprüfung mit Bravour bestanden hat, hat in der Metzgerei Tauber in Kappel die Sausäcke und Saublasen, die Arschwurst, die geräucherten Kraut-, Leber-, Blut- und Knoblauchwürste und viele weitere Wurstsorten hergestellt die bei der Versteigerung unter den Hammer kamen. Die Vorstandsmitglieder hatten zuvor bei der "Wurstmanufaktur Leah", wie Auktionator Hans Heckel informierte, die Würste und Presssäcke natürlich vorgekostet und für sehr lecker befunden. Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten: Marktgemeinderat Hans Heckel spricht schneller als Dieter Thomas Heck in seiner besten Zeit bei der ZDF-Hitparade. Ihm entgeht im Saal kein Gebot. Schon wer sich nur am Kopf kratzt hat mitgeboten.So mancher überbietet sich selbst. Der Renner geradezu sind die zahlreichen Wurststecken die Gebote zwischen 20 und 30 Euro erzielen. „Bietet niemand mehr, denn da ist ja schon das Einwickelpapier mehr wert“, tönt Heckel als eines der reichhaltigen Brotzeitbretter versteigert wird. Mit Wurst, Käse oder geräucherten Forellen. Das „Luxusbrett“ mit Käse, Schnaps, Senfgurken, Kren und geräuchertem Schinken geht für 32 Euro weg. Beim Schinken dreht sich dem Auktionator der Magen um. „Da ist ja keine Schwarte mehr dran.“ Anschließend wird ein großer Laib Brot versteigert. „Ohne Brot kann man auch keine Brotzeit machen“, mahnt Heckel. Stolze 20 Euro bringt das Brot für die Vereinskasse ein. Und beim Fischbrett sollte man daran denken das dass das Holzbrett angesichts der Holzpreise schon mehr Wert ist als der Fisch der darauf liegt. Die „Arschwurst“ geht für neun Euro weg. Das ist der Endarm der Sau, gefüllt mit Blutwurst. Sogar eine "Kanone mit Munition" kam unter den Hammer. Wobei die Munition aus Räucherwürsten und Kräuterlikör besteht. Ein großer Sausack bringt 22 Euro ein. „Das ist sehr günstig“, sagt Kassier Vogel. Auch kunstvolle Vogelhäuser kommen unter den Hammer. Weihnachtssterne, also Blumen, LED-Sterne, Dekoartikel und sogar Sägekettenöl das man laut Heckel auch als Salatöl verwenden kann und dass daher extrem wertvoll geworden ist oder ein „Weihnachtsbrett“mit Beleuchtung des Holzkünstlers Peter Distler der zahlreiche weitere Holzkunstwerke für die Versteigerung angefertigt hatte.Darüber freut sich Andrea Stock aus Kirchehrenbach. „Das kommt vor unsere Haustür“, sagt sie. Etwa nach zwei Stunden ist die Versteigerung beendet. 77 Objekte wechselten den Besitzer. Zuletzt wird der Hammer des Auktionators versteigert. Den sprichwörtlichen Vogel scheißt der ehemalige Pottensteiner Stadtrat Fritz Dangel aus dem Nachbarort Moggast ab. Er ersteigert einen Wurststecken zu dem auch der Christbaum im Saal dazugehört. „Das habe ich gar nicht gewusst, das die Tanne auch dabei ist“, wundert sich Dangel, der nun keinen Weihnachtsbaum für das Fest kaufen muss.