Sonderausstellung „Friede auf Erden“ im Wallfahrtsmuseum Gößweinstein eröffnet
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Der heute 70-jährige Innenarchitekt Farid Georges aus dem Dorf Ain Albarida nahe der drittgrößten syrischen Stadt Homs war in Syrien ein bekannter Maler. Vor zwei Jahren flüchtete er mit seiner Familie wegen des Bürgerkriegs nach Deutschland und lebt nun in Bamberg. Durch die Syrerin Rajaa Nadler, die auch schon im Wallfahrtsmuseum ausstellte, kam nun der Kontakt mit Museumsleiterin Regina Urban zustande und was hätte besser passen können als zum Thema der diesjährigen Jahreshauptausstellung zum christlichen Syrien dem syrischen Maler eine eigene Sonderausstellung im Wallfahrtsmuseum unter dem passenden Titel „Frieden auf Erden“ zu widmen.
Diese Kunstausstellung mit den Werken von Farid Georges wurde am Wochenende eröffnet und ist im Wallfahrtsmuseum noch bis zum 8. Januar nächsten Jahres zu sehen. Farid Georges studierte nach seiner Ausbildung zum Lehramt in Homs Malerei und Bildhauerei an der Accademica di Belle Arti in Rom. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. So bereits 1969 als er den zweiten Preis junger Künstler erheilt oder 1974 den Arker Preis in Rom oder 2005 den Sant Elian Preis in Homs. Einzelausstellungen des Künstlers waren an verschiedenen Orten in Italien zu sehen, darüber hinaus in Syrien, dem Libanon, Jordanien oder in Antigua in der Karibik. Außerdem nahm er an rund 30 Gemeinschaftsausstellungen in arabischen und europäischen Ländern teil.
Atelier zerstört - Freund ermordet
Im Bürgerkreis verlor Farid Georges sein Zuhause in Homs, sein Atelier wurde geplündert und verwüstet. Kurz vor der Übersiedlung der Familie Georges nach Deutschland war auch noch der Verlust von Frans van der Lugt, eines niederländischen Jesuitenpaters und Psychotherapeuten der in Homs ermordet wurde und Freund sowie Mentor von Georges war, zu beklagen. Anlässlich der Ausstellung ist auch in der Basilika ist zum Gedenken an Franz van der Lugt auch ein Bild zu sehen das Georges zum Gedenken seines Freundes malte der in Homs bei der Bevölkerung gleich welcher Religionszugehörigkeit in hohem, ja heiligmäßigem Ansehen stand. Al-Nusra Anhänger zerrten Franz van der Lugt am 7. April 2014 aus seiner Wohnung und erschossen ihn dann auf offener Straße. Sein großartiges Lebenswerk, unter anderem eine Lebenshilfeeinrichtung für Behinderte in Homs, sein unermüdlicher Einsatz für alle Menschen gleich welcher Herkunft und Religion, wartet nun darauf wiederbelebt zu werden. „Die gemalte Würdigung durch Farid Georges ist ein Anfang“, betonte Urban bei der Ausstellungseröffnung.
Großes Spektrum
Das Spektrum von Farids Werken umfasst den Menschen. Als Einzelperson und in der Gruppe, die Lebensbereiche seiner Heimat Syrien mit den Ansichten von Ortschaften, Plätzen und Sehenswürdigkeiten und seit einiger Zeit auch von seinem neuen Wohnort Bamberg. So hat Farid in Bamberg schon den Dom gemalt und das bunte Treiben in der barocken, touristisch geprägten Stadt. Er malt aber auch Stillleben oder schöne alte Dinge. So eine zerbrochene und wieder zusammengesetzte Vase die nun als Pinselhalter dient und wie ein Wegweiser heraus aus Chaos und Zerstörung wirkt. Oder das legendäre Liebespaar Antar und Ablar aus vorislamischer Zeit die ähnlich wie Romeo und Julia durch gesellschaftliche Hürden und Grenzen getrennt waren. Unter den Bildern mit religiösem Inhalt spielt immer wieder der Heilige Georg eine große Rolle der quasi der Namenspatron der Familie Georges ist. So ist das größte Gemälde in der Ausstellung, das aus vier Teilen besteht, auch dem „Drachentöter“ gewidmet. Georges erklärt dazu selbst, dass er den Drachen, abweichend von der Tradition im Luftangriff dargestellt hat. Durch den unseligen scheinbar nicht enden wollenden Krieg in Syrien hat das bereits vor dem Krieg im Jahr 2005 gemalte Bild prophetischen Charakter angenommen. Georg besiegt den Drachen, aber unter dem aufbäumenden Pferd wächst dessen Brut heran. Eine endlose Kette neuer Gegner scheint sich so anzukündigen. Stilistisch steht Farid Georges in der Tradition der klassischen Moderne. Einem bestimmten künstlerischen Vorbild kann man ihn aber nicht zuordnen. Manche seiner Figuren erinnern jedoch an Marc Chagall. Wie sein Bild „Wie im Himmel, so auf Erden“. Manche seiner Werke sind aber auch mit dem Expressionismus verwandt und es finden sich auch surrealistische Aspekte wie in Felsen mit Gesichtern oder menschlichen Figuren. Jedes Bild ist anders und der Stil ändert sich von Werk zu Werk. Georges verwendet auch gerne harmonische Farbklänge die sich in seinen jüngsten Bamberg-Bildern bis zur Vielfarbigkeit und bunten Heiterkeit steigern können.
Friede will gehegt sein
Den Ausstellungstitel „Friede auf Erden“ versteht Regina Urban als Plädoyer. Denn Friede fängt bei jedem einzelnen an. Und Fried pflanze sich nur dann fort wenn man sich respektvoll begegnet und wenn man füreinander da ist. „Friede will gehegt sein“, sagt Urban. Und er wächst nicht durch Sensationslust und nicht im Bann der Traumata. Mit der Ausstellung der Bilder von Farid Georges kehre man dem Krieg den Rücken und schaue sich die Bilder des Friedens an. Georges Tochter Hala studiert in Bamberg und übersetzt für ihren Vater ins Deutsche. „Wir haben in Bamberg Freunde gefunden und ganz tolle Menschen kennen gelernt“, sagt Hala Georges. Zur Ausstellung ist auch eine Broschüre erscheinen die im Wallfahrtsmuseum kostenlos erhältlich ist. Einige Bilder kann man auch kaufen um so die Familie Georges etwas finanziell zu unterstützen.