Kabarett der Spitzenklasse mit „Pater Nosta“ und Bernd Händel in Wichsenstein
Von Thomas Weichert
WICHSENSTEIN
„Manche können sich nur ein halbes leisten, doch wir sind stolz drauf ein ganzes Händel zu haben.“ Dies sagte der Wichsensteiner Papstabgesandte „Pater Nosta“ alias Jürgen Roppelt beim gut besuchten Kabarettabend im Festzelt des FC Wichsenstein als er den bekannten Nürnberger Kabarettisten Bernd Händel und dessen „Bernd Händel Show“ in seiner Paraderolle als Papst Johannes Paul II. ankündigte. Eine weitere Überraschung für die Besucher zauberten die Veranstalter kurzerhand aus dem Hut in dem sich Obertrubachs Bürgermeister Markus Grüner und dessen aus Wichsenstein stammender Schwager Reinhard Brütting spontan bereit erklärten Lokalkabarettist Jürgen Roppelt im Vorprogramm als Ministranten zu assistieren.
Der Kabarettabend begann mit leichter Verspätung, musste zunächst noch schnell die Bühne mit zwei Strahlern ausgeleuchtet werden. An der Technik muss man für zukünftige Kabarettabende wohl noch feilen, fielen doch dann ab und zu auch noch die Lautsprecher aus. Die Technikmängel taten der Stimmung jedoch keinen Abbruch, den Wichsenstein ist eine Feiermetropole, wie „Pater Nosta“ mit der Stimme des einstigen Papstes Johannes Paul II. feststellte. Und ein gallisches Dorf ohnehin, wie dann aus der humorvoll vorgetragenen Vereinschronik zum 50-jährigen Jubiläum unter anderem hervorging. Jürgen Roppelt hat sich einiges einfallen lassen und stellte immer wieder die Verbindung mit „Faschingskind“ Bernd Händel her. Wurde doch der FC Wichsenstein einst am 11. November gegründet. An dem Tag an dem eben auch der Fasching beginnt. Den Sitzungspräsidenten der Fernsehsitzung „Fastnacht in Franken“, der Bernd Händel seit 2006 ist, wird es sicher gefreut haben. Und noch mehr Zufälligkeiten gab es. So wurde der FC Wichsenstein 1967 gegründet und hatte im Gründungsjahr ganz genau 67 Mitglieder. Und sogar der erste Vereinskassier war schon ein Bischof, wenn auch kein Heiliger, sondern ein Oskar, wusste „Pater Nosta“ zu berichten. 1980 kamen dann die Amis in das gallische Dorf und bauten den neuen Sportplatz. US-Präsident „Gschlamp“ hätte dazu sicher gesagt: „Amerika first, ich bin ein Wichser.“ Mit solchen und ähnlichen Sprüchen hatte Jürgen Roppelt schnell die Lacher auf seiner Seite. Aber auch mit dem fränkischen Buchstaben „Ohhh“ oder den Bratwürsten vom „Bobbel Erwin“ und der Planierraupe vom „Schwalbs Gerhard“. Etwas Insiderwissen über die Chronik des FC Wichsenstein war schon von Nöten um alle Sketche von Pater Nosta verstehen zu können. Dann kam auch noch ein weiterer Überraschungsgast. Andreas Gabalier der über die Bühne rockte und ebenfalls von Roppelt gemimt wurde. Spätestens jetzt tobte bereits das Publikum obwohl Bernd Händel noch gar nicht auf der Bühne stand. Dann kam er aber, der wortgewaltige Altmeister der Stimmenimitation der wie kaum ein anderer so viele Prominentenstimmen perfekt beherrscht. „Der Vorstand wollte ganz viele Prominente einladen, doch keiner hatte Zeit“, begrüßte Bernd Händel dann seine Gäste und legte auch gleich richtig los. Ob Seehofer, Beckstein, Stoiber, Schröder, Strauß, Blüm, Kohl, Schulz, Polt, Fischer, Löw, Beckenbauer und noch viele Promis mehr: Bernd Händel hat ihre Stimmen alle perfekt drauf und schaltet blitzschnell von einer Promistimme zur anderen um. Schließt man die Augen könnte man meinen das die Prominenten unmittelbar vor einem stehen und sich miteinander unterhalten. Alle bekommen sie ihr Fett ab. Sogar die Bundeskanzlerin. „Die Merkel hat 15 Minister, einer kann was, aber sie weis bis heute noch nicht welcher.“ Dann spricht Norbert Blüm der den Stoiber im Endlager für schwarze Nullen in Brüssel wähnt oder Horst Seehofer der seinem Vorgänger Beckstein bestätigt nur noch am Rad zu drehen seit er klein Ministerpräsident mehr ist. Dann die Stimme von Franz Josef Strauß aus dem Himmel: „Seitdem unser Chef den Helmut Kohl zu uns geholt hat gibt es jeden Dienstag Saumagen.“ Das Festzelt tobt bereits und noch mehr als dann Otti Fischer im Schlachthof prophezeit das es in fünf Jahren nur noch zwei Bundesländer gibt. Nämlich Aldi Nord und Aldi Süd. Man erfährt das die Spreewaldgondel ein „Sachsenfibrator“ ist, schwul sein in Hamburg heißt „am Kai festmachen“, oder das die Oberpfalz einst entstanden ist als die Römer ein paar Idioten und Fußkranke aussortiert haben. Übrigens: Gerhard Polt hat keine Freunde. Weil er nicht in Facebook ist. Dann meldet sich Bernd Händel plötzlich als Stadionsprecher aus dem Max-Morlock-Stadion und verbreitet im Festzelt vor 45.000 Zuschauern eine affengeile Stadionatmosphäre. Jogi Löw fordert nun „höchste Konzentration“ ein, Franz Beckenbauer hat beim DFB noch nie eine schwarze Kasse gesehen und singt „Haltet alle dicht damit nichts rauskommt“. Sonst steht die FIFA zum Verkauf und der DFB auch. Doch gute Freunde kann niemand trennen. Doch dann wird der Club plötzlich Deutscher Meister. Wenn auch erst im Jahr 3010. Das ist der Alptraum eines jeden Clubfans. Dann steht Händel als Herbert Hisel auf der Bühne und gibt ein Revival zur Erinnerung eines der größten fränkischen Komikers zum Besten. Und dann noch als „Silvester Capone", dem Bodyguard der Highsociety. Ohne drei Zugaben wird Händel nicht entlassen. Und dafür hat er sich ganz besondere Schmankerl der unvergessenen Nürnberger Peterlesboum ganz bis zum Schluss aufgehoben. Einer der beiden Peterlesboum war sein Vater Willi Händel mit dem er schon als Kind auf der Bühne stand. „Wir waren auch oft in der Fränkischen Schweiz unterwegs“, sagt Bernd Händel der nach seiner Show noch viele Autogramme geben muss.