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Wirtschaftsband A9 – Fränkische Schweiz ist Vorbild für China – Bamberger ALE läutet Gründung eines ähnlichen Verbunds in der Provinz Shangdong ein
Wirtschaftsband A9 – Fränkische Schweiz ist Vorbild für China – Bamberger ALE läutet Gründung eines ähnlichen Verbunds in der Provinz Shangdong ein
Von Thomas Weichert
POTTENSTEIN/FRÄNKISCHE SCHWEIZ
Michael Breitenfelder ist begeistert. Denn das Wirtschaftsband A 9 – Fränkische Schweiz mit seinen 18 Gemeinden von Igensdorf bis Creußen, dass er als Umsetzungsmanager betreut, soll Vorbild für einen ähnlichen Zusammenschluss von 17 Gemeinden in der chinesischen Provinz Shandong werden. Dabei in China helfen sollen der stellvertretende Behördenleiter Lothar Winkler und sein Mitarbeiter Thomas Müller vom Bamberger Amt für ländliche Entwicklung (ALE) die schon das Wirtschaftsband A 9 – Fränkische Schweiz mit betreut und aufgebaut haben. Bereits nächste Woche fliegt Winkler nun schon zum vierten Mal in die chinesische Großgemeinde Heguan, die mit 17 Dörfern rund 80000 Einwohner zählt.
Um Projekte von Breitenfelders Wirtschaftsband in Augenschein zu nehmen und davon zu lernen waren nun acht Professoren und Dozenten der zentralen Parteihochschule aus Peking in die Fränkische Schweiz gekommen die insbesondere vom Tourismusangebot der Pottensteiner Erlebnismeile begeistert waren. Oder von der Dorferneuerung in Zips bei Pegnitz und von Betzenstein. Dort fand dann auch die Abschlussbesprechung statt, an der unter anderem auch der Pegniter Bürgermeister Uwe Raab (SPD) und sein Pottensteiner Amtskollege Stefan Frühbeißer (CWU/UWV) teilnahmen. Besuchsorte der chinesischen Delegation waren aber auch Arzberg und Bad Alexandersbad. Für Winkler geradezu ein „Ritterschlag“ für das Wirtschaftsband A9 – Fränkische Schweiz, denn die Gäste aus der chinesischen Hauptstadt, die eine Woche lang in mehreren Gemeinden des Wirtschaftsbands unterwegs waren, gelten als Vordenker für die chinesische Staatsregierung. Dass die „Integrierte Ländliche Entwicklung“ (ILE) des Wirtschaftsbands beispielgebend für das Reich der Mitte ist, ist für Breitenfelder nicht nur eine Bestätigung seiner Arbeit, sondern man könne auch bei uns damit werben. Nämlich das dies vorbildlich für China sei. Mit Hilfe der Hanns Seidel Stiftung wurde in der Provinz Shandong inzwischen ein Forschungszentrum unter chinesischer Trägerschaft aufgebaut das Dr. Michael Klaus als Projekt-Direktor betreut und weiter ausbauen will. Angefangen hat alles genau vor 30 Jahren als Bayern eine Partnerschaft mit der Provinz Shandong einging und in dem kleinen Dorf Nan Zang Lov mit damals gerade einmal 3700 Einwohnern die erste Dorferneuerung mit Flurneuordnung nach bayerischen Vorbild eingeleitet wurde. „Normalerweise schrumpft die Landbevölkerung in China enorm, weil dort viele Menschen in die großen Städte abwandern“, sagt Klaus.
Kleines chinesisches Dorf boomt Dank Dorferneurung nach bayerischem Vorbild
Die Dorferneuerung in Nan Zhang Lov hat aber gerade das Gegenteil dieser Entwicklung bewirft. Heute hat das kleine chinesische Dorf rund 4200 Einwohner und im Dorf selbst gibt es inzwischen mehr Arbeitsplätze als von den Dorfbewohnern selbst besetzt werden können. Eines dieser Projekte nach bayerischem Vorbild war zum Beispiel die Verarbeitung und Veredelung von vor Ort angebauten Nahrungsmitteln. Entstanden daraus ist inzwischen ein Pflanzenveredelungsbetrieb. Die Dorferneuerungsprojekte in dem chinesischen Dorf waren in den zurückliegenden 30 Jahren sehr manigfaltig. So konnten in Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern, die eine Teilnehmergemeinschaft gründeten, Häuser renoviert, Straßen saniert und sogar eine geregelte Abwasserentsorgung mit Kleinkläranlagen eingerichtet werden. Nächster Schritt soll nun der Bau einer zentralen Kläranlage sein. „Das ist nach 30 Jahren eine sehr gute Entwicklung und die zentrale Parteiführung interessiert sich inzwischen sehr dafür“, freut sich Klaus. Winkler will nun mit 17 Nachbardörfern in der Gemeinde Heguan einen ähnlichen Verbund wie Breitenfelders Wirtschaftsband aus der Taufe heben. „Dazu braucht es in China, nicht anders wie bei uns auch, die Politik und die Wissenschaft um die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür zu schaffen“, so Winkler.
ALE Bamberg baut Wirtschaftsband in China auf
Er kann mit seinen Mitarbeitern allerdings nur Wege aufzeigen wie die Menschen vor Ort ihre Probleme selbst lösen können. Nächste Woche wird Winkler in China weitere Gespräche mit der Landkreis- und Bezirksregierung führen. Wichtig ist vor allem auch das die Wertschöpfung der vor Ort produzierten Produkte auch in den Orten bleibt. Karotten werden aus dem kleinen Dorf inzwischen bis nach Japan exportiert. „Noch driftet die Schere zwischen den Ballungszentren und dem ländlichen Raum in China sehr weit auseinander“, sagt Winkler. Auch Dank der Hilfe aus Bamberg hat die chinesische Staatsregierung jedoch inzwischen eine Kehrtwende eingeläutet und mit der Revitalisierung ländlicher Räume begonnen. „Wir schreiben momentan sogar am chinesischen Flurbereinigungsgesetz mit“, sagt Winkler nicht ganz ohne Stolz. Verstärkt, auch gerade im ländlichen Raum, will man in China nun aber auch auf den Tourismus setzen. Dafür ist Pottenstein als Tourismushochburg der Fränkischen Schweiz Vorbild mit seinen vielen Freizeiteinrichtungen. Die Gäste aus China zeigten sich besonders begeistert davon wie hoch die Wertschöpfung durch den Tourismus in Pottenstein ist. Und dies auf dem flachen Land. „In China hat man inzwischen erkannt das man nicht nur mit der Industrie, sondern auch mit dem Tourismus Geld verdienen kann“, so Klaus, der in China inzwischen fünf Pilotprojekte initiiert hat. „Letztendlich gewinnen wir damit alle, weil Klima und Umwelt geschützt werden“, so Klaus. Vor allem die Bayerische Wirtschaft hat in China einen hohen Stellenwert. Was es für Dorferneuerungen und Flurbereinigungen in China aber vor allem braucht, sind laut Winkler starke Lokalpolitiker vor Ort. Und diese habe man mit den Bürgermeistern in der Gemeinde Heguan.
Die chinesischen Professoren und Dozenten mit Lothar Winkler (2.v.r.), Bürgermeister Stefan Frühbeißer (4.v.r.), Michael Breitenfelder (5.v.r) Thomas Müller (8 v.r.) und Dr. Michael Klaus (4. v.l.) vor dem Gebäude des Soccerparks Pottenstein in Regenthal. Foto: Thomas Weichert