Es wird schon dunkel und vor dem Bürgerhaus hängt ein Wahlplakat der CSU mit Ministerpräsident Markus Söder auf dem zu lesen ist das Söder das schnelle Internet und den Mobilfunk für jeden macht. Im Bürgerhaus macht es dann aber nicht Söder sondern Bürgermeister Stefan Frühbeißer (CSU) der während der Bürgerversammlung mit rund 250 interessierten Gemeindebürgern den Startschuss für das Bürgernetz Pottenstein gibt. Noch in dieser Woche läuft das 10 Millionen Euro teure Großprojekt mit der Einrichtung des Bauleiterbüros in Pottenstein an bei dem die Stadt Pottenstein Bauherr ist.
Betrieben wird das Glasfasernetz bis fast in jedes Haus der Großgemeinde nach Fertigstellung des dann vierten Bauabschnitts nach dem vorläufigen Bauzeitenplan im Dezember 2019 die Deutsche Telekom. Den Auftrag für den Breitbandausbau erhielt nach einer europaweiten Ausschreibung das lettische Telekommunikationsunternehmen LEC international GmbH mit Hauptsitz in der lettischen Hauptstadt Riga. Von dieser Firma, die die bauausführende Firma ist, kam Inga Meldere die ihr Unternehmen und den für Pottenstein zuständigen Projektleiter Thomas Schneider aus Oberbayern vorstellte. Schneider erläuterte vier verschiedene Techniken zur Verlegung der Glasfaserleitung und gab weitere Details über diese Technik bekannt. Mindestens 50 Megabits Internetgeschwindigkeit wird jedes Haus, bis auf wenige Ausnahmen, in der gesamten Gemeinde bekommen. Wichtig dabei ist vor allem das alle Hausbesitzer zwei Verträge unterschreiben. Einmal einen Vertrag damit die Baufirma das Glasfaserkabel völlig kostenfrei ins Haus verlegen darf und einmal einen Vertrag mit der Telekom die dann das Netz betreibt. Wer den Vertrag für den Hausanschluss nicht unterschreibt bekommt auch kein schnelles Internet. Entscheidet sich jemand später dafür, muss er den Anschluss selbst bezahlen. Frühbeißer rechnet dann mit Anschlusskosten von bis zu 2000 Euro. Daher sei es jetzt wichtig den Vertrag abzuschließen um kostenlos in den Genuss von Glasfaser bis ins Haus zu kommen. Laut Projektleiter Schneider wird die Verlegung des Glasfaserkabels aufgrund der geografischen Verhältnisse mit steinigen Bodens eine anspruchsvolle Tätigkeit. „Das wird ein Bergbau“, so Schneider scherzhaft. Laut Bürgermeister Frühbeißer wird das ganze ein „Kraftakt“. Gestartet wird demnächst mit dem ersten Bautrupp, der für die Überlandleitungen zuständig ist, von Steifling aus von wo man nach Westen und Osten „durchstoßen“ wird. Für den so genannten „POP1“, zu deutsch „Netzknoten“ werden die Grabarbeiten laut Plan zwei Monate dauern um 22 Kilometer Glasfaserkabel zu von Vorderkleebach bis Prüllsbirkig zu verlegen. Püttlach wird auch wegen der laufenden Dorferneuerung vorerst zurückgestellt und in Tüchersfeld soll das Glasfaserkabel im Zuge des Wasserleitungsbaus mit verlegt werden. Dies spart Kosten. Drei bis vier Monate dauert dann die Leitungsverlegung in den Ortschaften des ersten Bauabschnitts mit Innerortsleitungen von insgesamt sieben Kilometern Länge. Dies macht der zweite Bautrupp. Der dritte Bautrupp ist danach für die 344 Hausanschlüsse im Bauabschnitt 1 zuständig. Dies soll in weiteren drei bis vier Monaten erledigt sein. „POP2“ startet dann im März 2019 vom Pottensteiner Gewerbegebiet aus von dem auch der Hauptort Pottenstein angeschlossen wird. Dies soll im Juli nächsten Jahres fertig sein. Im Mai 2019 beginnt der dritte Bauabschnitt von Regenthal aus und soll im Oktober fertig sein und im August 2019 startet dann „POP4“ in Geusmanns. Bis Dezember nächsten Jahres hat dann fast jeder Glasfaser in seinem Keller liegen. Bei Häusern die keinen Keller haben wird die so genannte „APL-Dose“ eben in einen anderen Raum gesetzt. Von der APL-Dose aus ist der Hauseigentümer dann selbst für die Verkabelung bis zum PC und Telefon in seinem Haus zuständig. Noch nicht abschließend geklärt ist ob die Telekom auch in den Häusern Glasfaser verlegt. Wie Schellenberg erklärte habe man eine sehr positive Resonanz von allen beteiligten Behörden, der Telekom und den Bürgern bekommen. Fragen aus der Versammlung bezogen sich durchwegs auf die Technik, die Vertragsgestaltung und die Abwicklung der Baumaßnahmen auf den Privatgrundstücken. Auch unbebaute Grundstücke können auf Antrag des Grundstückbesitzers angeschlossen werden. Für die Verlegung des Leerrohres fällt in diesem Fall allerdings eine Pauschalgebühr von 800 Euro an. Das Baulager für die Gesamtmaßnahme wird am Langen Berg hinter dem Stadtbauhof eingerichtet. Gefördert wird das Bürgernetz Pottenstein von der Bundesrepublik Deutschland. Der Betreibervertrag mit der Telekom läuft für vorerst zwölf Jahre.