Gößweinsteiner Feuerwehren sind tagsüber nicht alarmsicher – Feuerwehrbedarfsplan vorgestellt
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Neun Monate haben die neun Kommandanten der neun Gößweinsteiner Feuerwehren zusammen mit Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) am ersten Feuerwehrbedarfsplan in der Geschichte der Marktgemeinde Gößweinstein gearbeitet und herausgekommen dabei ist ein 117-seitiges Gesamtwerk das Zimmermann nun selbst aufgrund der Verhinderung des federführenden Kommandanten Marco Brendel während der Marktgemeinderatssitzung vorstellte. Zimmermann schlug dabei auch Alarm, weil keine der neun Gößweinsteiner Ortswehren tagsüber „alarmsicher“ ist.
Ist die Feuerwehrfertiggarage in Unterailsfeld noch zeitgemäß ?
Nachts sind zwar alle Feuerwehren mit ihren insgesamt 303 aktiven Feuerwehrleuten alarmsicher, dass heißt in der nach dem Feuerwehrgesetz geforderten Einsatzstärke bei Alarm auch ausrückbar, jedoch während des Tages aufgrund der Arbeit nicht. Einzig die Stützpunktfeuerwehr Gößweinstein, die 58 Prozent aller Einsätze im gesamten Marktgebiet bewältigt, ist tagsüber begrenzt alarmsicher. „Wir brauchen daher ganz viele neue Kameradinnen und Kameraden“, folgerte Zimmermann aus dieser Erkenntnis, die so neu nicht ist. In den nächsten fünf Jahren, so lange gilt der nun ausgearbeitete Feuerwehrbedarfsplan, sei es daher ganz wichtig die „Ist-Stärke“ der Feuerwehren zu erhöhen. Der vorgelegte Maßnahmenkatalog sieht daher vor, dass man durch aktive Präsenz in den Ortschaften und persönliche Ansprache die Mitgliedergewinnung forcieren will. Schon im Kindergarten und in der Schule soll die Nachwuchsgewinnung durch Infoveranstaltungen stattfinden. Um die Einsatzbereitschaft der Wehren zu erhöhen, sollen diese künftig enger zusammenarbeiten und gemeinsam üben. Vor allem die „Atemschutzwehren“ Gößweinstein, Kleingesee und Morschreuth.
Der Fünfjahresplan
Das Beschaffungskonzept für die nächsten fünf Jahre sieht Gesamtinvestitionen in Ausrüstung, Gerät und Feuerwehrhäuser von rund 1,1 Millionen Euro vor. Ohne die mit eingeplanten Staatszuschüsse von insgesamt rund 290.000 Euro. Die Feuerwehr Behringersmühle, deren neues Feuerwehrhaus für rund 340.000 Euro schon fast fertig ist, soll das zehn Jahre alte wasserführende Fahrzeug der Feuerwehr Kleingesee übernehmen die dafür für rund 170.000 Euro ein neues TSF-W bekommt. Georg Lang (CSU) sprach sich eher dafür aus für beide Wehren ein neues Fahrzeug anzuschaffen und dafür das gebrauchte Kleingeseer Auto zu verkaufen. Dies lehnte Zimmermann ab, weil die Behringersmühler dann nur ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) ohne Wassertank bekämen und für das gut gebrauchte Kleingeseer Fahrzeug kein hoher Preis mehr zu erzielen sei. Außerdem seien die Feuerwehrleute in Behringersmühle hochzufrieden wenn sie das wasserführende Fahrzeug aus Kleingesee bekommen. „Die Behringersmühler sind heiß auf das Fahrzeug aus Kleingesee“, so Zimmermann. Denn damit lassen sich Straßenreinigungsarbeiten selbstständig durchführen und kleine Flächenbrände ohne Hilfe anderer Wehren löschen. Die Stützpunktfeuerwehr Gößweinstein bekommt für das alte LF 8 mit Baujahr 1997 ein neues und größeres LF 20 das eine Ausrüstung für den Katastrophenschutz hat. 350.000 Euro sind dafür vorgesehen. Das bisherige LF 20 der Gößweinsteiner Wehr wird für technische Hilfeleistungen mit Wechselladerboxen und weiterem akubetriebenem Gerät umgerüstet. Kosten dafür rund 90.000 Euro. In die persönliche Schutzausrütung der Wehrleute werden rund 28.000 Euro investiert. Ein Schlauchpflegekonzept, eventuell mit der Anschaffung einer „Schlauchwaschmaschine“ kostet weitere 50.000 Euro. Hier besteht deshalb Handlungsbedarf weil der Schlauchtrockenturm in Gößweinstein saniert werden müsste. Die Feuerwehr Etzdorf-Türkelstein bekommt neue Fenster und Türen für 3.000 Euro. Die Feuerwehr Leutzdorf ein neues Feuerwehrhaus für 200.000 Euro und der Austausch der Fenster mit einer Tür für das Feuerwehrhaus in Wichsenstein ist mit 3.000 Euro eingeplant.
Die Fertiggarage
Für die Feuerwehr Unterailsfeld sind keine großen Investitionen vorgesehen, obwohl Georg Rodler die Zapf-Fertiggarage für die Unterailsfelder Wehr als „nicht mehr zeitgemäß“ hält. Dies demotiviert die ehrenamtlichen Helfer aus Unterailsfeld, Kohlstein und Hungenberg, so Rodler der als großes Problem auch die Alarmierung in diesen Ortschaften sieht. Die Sirene, wenn sie denn funktioniert, geht nur in Unterailsfeld. In Hungenberg und Kohlstein hört man sie nicht. Einmal brannte es sogar neben dem Gerätehaus in Unterailsfeld und die Unterailsfelder Wehr wurde dazu gar nicht alarmiert. „Warum nicht?“ Wollte Rodler wissen. Dies wusste auch Kreisbrandrat Oliver Flake nicht. Wie Flake betonte, muss die Ortsfeuerwehr immer alarmiert werden, weil der örtliche Kommandant immer der Einsatzleiter vor Ort ist. Bürgermeister Zimmermann wusste jedoch die Antwort: Die Sirene war defekt. Außerdem, so Zimmermann, sei mit den Kommandanten abgesprochen das die Einsatzkräfte künftig auch über WhatsApp auf ihr Handy alarmiert werden. „Der eine macht es, der andere nicht“, so Zimmermann. Die Unterbringung des Geräts in Unterailsfeld in einer Fertiggarage bezeichnete Flake als „nicht gerade adäquat“. Die Frage ist laut Flake in wie weit dies akzeptabel sei um sicherzustellen dass es nicht zu einer Gefahrenlage für die Wehrleute kommt. „Man muss sich fragen ob es zweckmäßig und akzeptabel ist“, betonte der KBR. Laut Rodler sei dieses Thema schon seit 30 Jahren „auf dem Tisch.“ Lang betonte das man gute Voraussetzungen für den Feuerwehrdienst schaffen müsse und das von den zu erwartenden 1,3 Millionen Euro an Stabilisierungshilfe bei 1,1 Millionen an Investitionen für die Feuerwehren sogar noch was übrig bleibt. Angesichts der 2,5 Millionen Euro an Rücklagen könnte man dies sogar aus der Portokasse bezahlen. Deshalb müsse man sich wegen einer halben Millionen Euro hin oder her keine Gedanken machen. „Nicht das wir dann noch Strafzinsen zahlen müssen“, so Lang. FW-Sprecher Rainer Polster betonte, das der Bedarfsplan toll gemacht sei. Dem Feuerwehrbedarfsplan wurde einstimmig zugestimmt