Großer Besucheransturm beim historischen Handwerkermarkt in Tüchersfeld
Von Thomas Weichert
TÜCHERSFELD
Nach den Wetterprognosen war es Museumsleiter Rainer Hofmann doch etwas mulmig. Umso glücklicher zeigte sich Hofmann bereits am Samstagnachmittag beim historischen Handwerkermarkt im Fränkische Schweiz Museum weil es nicht regnete und der Besucheransturm bereits alle Erwartungen übertroffen hatte. Auch die insgesamt 18 Aussteller waren durchwegs zufrieden.
Beim Abschied der beiden Kranzbinderinnen aus Immenreuth in der Oberpfalz kam etwas Wehmut auf. Haben sich Angela Stehbach und Irmengard Panzer noch 20 Jahren Marktteilnahme aus Altersgründen doch entschlossen nächstes Jahr nicht mehr dabei zu sein. „Wir sind etwas traurig, denn es war immer schön hier“, sagt die 72-jährige Irmengard Panzer und Angela Stehbach die bald 80 wird pflichtet ihr bei. Die beiden Kranzbinderinnen hatten inzwischen eine große „Fangemeinde“ und nicht wenige Besucher des Marktes kamen nur wegen ihren herbstlichen Türkränzen. Sie waren schon eine Institution beim Markt. Die Tochter von Irmengard Panzer, Elke Panzer, ist mit ihrem Holzspielzeug schon das 15. Mal dabei. „Es ist jedes Mal schön und gemütlich hier und rentiert sich auch“, sagt sie. Noch nicht so lange dabei ist Schneidermeisterin Maria Haas aus Waischenfeld die unter anderem orginelle T-Shirts für Bierwanderer in verschiedenen Farben mit mit einem Warndreieck und dem Aufdruck „Achtung Bierwanderer“ anbietet. „In Waischenfeld bietet sich so etwas an“, sagt Maria Haas die sich die maßgeschneiderte Anfertigung der Fränkischen Tracht spezialisiert hat. Das erste Mal dabei ist Astrid Rösch aus Pegnitz. Sie ist Glasperlenwicklerin und stellt ihre Glasperlen auch selbst her. Schon als 13-jähriges Mädchen hat sie Arm- und Halsbänder aus Glasperlen hergestellt und dann erfahren das man die Glasperlen auch selber machen kann. So entstehen wahre Kunstwerke und jede einzelne Glasperle ist ein Unikat. „Ich finde es schön hier und habe mich beworben, weil es ein kleiner Handwerkermarkt ist und es hier keine Industrieprodukte gibt“, sagt Rösch und betont: „Hier steht wirklich der Handwerker am Stand und verkauft, was er auch selbst gemacht hat.“ Außerdem findet man einen reinen Kunsthandwerkermarkt wie in Tüchersfeld heute nur noch sehr selten. Auch aus Pegnitz kommt Buchbindermeisterin Annette Löhr. Sie schätzt die Mischung aus neuen Sachen und alten Räumen. „Das finde ich sehr schön und spannend, vor allem auch das Ambiente mit den alten Gebäuden“, so Löhr. Auch Claudia Plechschmidt aus Kulmbach war zum vierten mal mit ihren Kerzen und Glasschmelzarbeiten dabei die sich Glasfusing nennen. Sie schmilzt zum Beispiel Bierflaschen mit Bügelverschluss und nennt dieses Kunstwerk dann „Original Kulmbacher Bierbrettla“ das man zu vielen Anlässen verschenken kann. „Es ist ein schöner Markt mit einem sehr schönen Angebot der verschiedenen Kunsthandwerker und das Publikum ist sehr interessiert daran wie ich meine Kunstgegenstände herstelle“, sagt Claudia Plechschmidt. Das das Publikum sehr interessiert ist an dem was sie macht bestätigt auch Töpferin Monika Pittrof aus Stadtsteinach, die auch schon zum vierten Mal dabei ist und sich mit dem Verkauf ihrer Töpferwaren zufrieden zeigt. Steinmetzin Stefanie Eismann aus Egglolsheim ist auch schon viele Jahre dabei. Heuer fertigt sie eine Steintafel mit der Aufschrift „Fränkische Schweiz Museum Tüchersfeld“ das an einer Mauer im Museum seinen Platz finden soll. Ein „Stammgast“ seit zehn Jahren ist auch Puppenspieler Kolja Liebscher aus Frammersbach der diesmal sein Schattentheater mit drei Märchen mitgebracht hat. „Das ist nicht nur etwas für Kinder, auch viele Erwachsene sehen sich das an“, so Liebscher der begeistert das russische Märchen „Das Rübchen“ aufführt. Neu dabei ist Portraitzeichnerin Susanne Habermann aus Nürnberg. Ab fünf Euro können sich die Besucher von ihr zeichnen lassen. Erstmals einen großen Stand im Museumshof haben auch Hanna und Roland Beetz aus Köln mit ihrer Besteckkunst. Aus altem Silberbesteck stellen sie nach Manier von „Löffelverbieger“ Uri Geller Schmuck und so praktische Sachen wie Flaschenöffner her. Roland Beetz ist gebürtiger Erlanger und deshalb auf den Markt aufmerksam geworden. „Es war bis jetzt ganz gut und wir sind zufrieden“, betont Beetz. Auch das erste Mal dabei Claudia und Sabine Fleischmann aus Forchheim mit ihrer Drehorgel die neben David Motsonashivilli mit der Gitarre und Jens Petzold mit dem Kontrabass für die musikalische Untermalung sorgen. Auch kulinarisch hat der Handwerkermarkt einiges zu bieten. So das frisch gebackene Holzofenbrot aus dem Museumsbackofen von Norbert Fischer aus Gößweinstein der auch fränkische Rostbratwürste der Metzgerei Wehrfritz aus Muggendorf und Steaks und Rippla vom Grill im Angebot hat. Oder die Quark- und Apfelküchla und Urrädla vom Tüchersfelder Bäckermeister Horst Müller die reißenden Absatz finden, genau so wie das dunkle Bauernbier vom „Hollerbusch“ aus Oberailsfeld, frisch gezapft aus dem Fass. Dazu passend auch die Griebenschmalzbrote oder die frische selbst gemachte Butter und Buttermilch die die „Museumsfeen“ aus Tüchersfeld selbst hergestellt haben. Oder der Honig von Imker Rudi Zeilmann aus Gesees.