Gößweinstein: Kostet der Pfarrhausumbau zum Rathaus 4 Millionen Euro ?
Von Thomas Weichert
GÖSSWEINSTEIN
Etwa 4 Millionen Euro teuer könnte der Umbau des katholischen Pfarrhauses zum kombinierten Rathaus mit Pfarramt werden. Diese Zahl wurde nun während der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses bei der Vorberatung des Vermögenshaushalts 2018 bekannt. Als Eigenanteil des Marktes für die Sanierungs- und Umbaukosten des Pfarramtes stehen heuer 100.000 Euro im Haushaltsplan und in den Folgejahren 2019 und 2020 dann jeweils 1,2 Millionen Euro. Allerdings gibt es noch keine vernünftigen Kostenschätzungen, wie Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) auf Nachfrage von Peter Helldörfer (CSU) bestätigte.
Kommt ins Pfarrhaus das Rathaus ?
Nach dreieinhalb stündiger Beratung waren die 16 Seiten des Vermögenshaushalts im Haupt- und Finanzausschuss von den Ausschussmitgliedern schließlich abgearbeitet. Rund 3,15 Millionen Euro schwer ist der diesjährige Vermögensetat. Für den meisten Diskussionsstoff sorgte der Umbau des Pfarrhauses neben der Basilka. Hierzu informierte Zimmermann, dass er letzte Woche mit Vertretern des erzbischöflichen Ordinariats erstmals bei der Regierung von Oberfranken vorstellig wurde. Im Raum stehen 4 Millionen Euro an Umbaukosten für das Pfarrhaus, so Zimmermann. In welcher Höhe und ob überhaupt sich die Marktgemeinde an diesen Kosten beteiligen muss, steht ebenso wenig fest wie die Vertragsgestaltung. Um der Kirche zu signalisieren das man es mit dem Projekt ernst nimmt, hatte die Verwaltung als Eigenanteil für den Markt 2,5 Millionen Euro angenommen. Weiter erklärte Zimmermann, dass nun als nächstes mit den Mitarbeitern des Landesamts für Denkmalpflege gesprochen werden muss. Erst dann könne eine genauere Kostenermittlung erfolgen. „Gibt es denn 1,5 Millionen Euro Zuschuss ? Warum stehen die Baukosten im Plan ?“ Fragen die Helldörfer weiter stellte, der sich außerdem wunderte, dass überhaupt ein Ansatz im Vermögensetat für die Pfarrhaussanierung drin steht. Weil er dachte das der Markt nur Mieter wird. Laut Geschäftsführer Peter Thiem hätte sich der Marktgemeinderat bei der Vorstellung des Projekts im Pfarrheim schon für einen Baukostenzuschuss der Gemeinde ausgesprochen. Irgend welche Zahlen müsse man daher in die Finanzplanung mit aufnehmen. „Wir geben 2,5 Millionen Euro aus, ohne das wir irgendwo einziehen können“, wunderte sich auch Georg Lang (CSU). Für Lang außerdem 1 Millionen Euro zu viel an Kosten. Denn würde man das Rathaus an alter Stelle neu bauen, so würde dies nur 1,5 Millionen Euro kosten. Und man hätte Eigentum, so Lang. „Wir sollten das in der heutigen Sitzung nicht zerreden“, mahnte Rainer Polster (FWG). Denn Polster sieht dieses Projekt als Jahrhundertentscheidung an. Der Kirche sollte man laut Polster signalisieren das die Gemeinde bereit sei, dafür Geld auszugeben. „Wenn wir jetzt keinen Betrag einstellen, lassen wir das Ordinariat in der Luft hängen“, so Polster. „Kein Mensch wird dies zerreden. Da hast du eine andere Auffassungsgabe wie ich“, konterte Helldörfer. Für Lang leuchtete das rote Licht auf. „Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man was ganz tolles beschreibt, ist irgendwo der Wurm drin“, so Lang. Auch Bernhard Vogel (SPD) zeigte sich skeptisch. Im Pfarrheim hatte er nach mehr Fakten gefragt und bis heute noch keine bekommen. „Wenn ich dem zustimme, stimme ich zu, das die Gemeinde bis zu diesem Betrag Geld ausgibt“, betonte Vogel. Außerdem könnten durch den Haushaltsansatz von 2,5 Millionen Euro für den Pfarrhausumbau andere Projekte leiden, fürchte er. „Wir haben 2,5 Millionen Euro eingesetzt, denn eine andere Zahl haben wir nicht. Würde man nichts einsetzen, würde man die Haushaltslage beschönigen“, war Thiems Antwort. „Ich sehe die Zahl als Platzhalter“, meinte Matthias Wendler (JuF). Er schlug vor den Ansatz von 2,4 Millionen Euro, der 2019 im Finanzplan für den Pfarrhausumbau stand, auf die Jahre 2019 und 2020 aufzuteilen. Dagegen war zunächst Polster. Denn in der Außendarstellung sei das Signal an das Ordinariat da. „Das spielt für das Ordinariat wirklich keine Rolle“, konterte Helldörfer. Die Mehrheit war dann für eine Aufteilung. Bis dahin hatte man eine Stunde betraten. „Ich möchte heute noch fertig werden“, wünschte sich nun Polster da man in dieser Stunde immer noch auf Seite eins war. „Wir brauchen nicht zu diskutieren, sondern einfach nur das machen was ich sage“, sorgte Lang mit seiner Antwort für Gelächter. „Sei mir bitte nicht böse, manchmal denke ich, ich bin im falschen Film“, so Josef Neuner (BMG) zu Lang. „Den Haushalt beraten wir nur einmal im Jahr. Das ist eine ganz wichtige Sache über die ich im Detail Beschied wissen will“, wies Helldörfer Polsters Kritik zurück und riet ihm, sich an die Vergangenheit zu erinnern, als Lang noch Bürgermeister war. Da hätte nämlich Polster mit seinen Fragen alles in die Länge gezogen. Ein weiterer Streitpunkt war die für 2020 geplante Anschaffung eines neuen Tragkraftspritzenfahrzeugs für die Feuerwehr Behringersmühle für 70.000 Euro. Vogel wunderte sich das die Wehr überhaupt ein neues Fahrzeug braucht. Auch ist noch nicht klar wie das Feuerwehrauto ausgestattet werden soll. Lang war dafür das Fahrzeug schon 2019 in den Finanzplan einzustellen. Denn bis dahin könnte das neue Gerätehaus fertig sein das heuer mit 250.000 Euro im Plan steht. Lang sah es aufgrund der Hotels und der Bundesstraße in Behringersmühle als dringlich an, so bald wie möglich ein neues Fahrzeug für die Feuerwehr Behringersmühle anzuschaffen. Polster regte dann die Sanierung der Badangekapelle an. Auf Vorschlag von Lang wurden dafür 5000 Euro eingestellt. Helldörfer beantragte einen Antrag beim Naturpark auf Nachpflege von Felsfreilegungen zu stellen. Außerdem tut sich beim Rundwanderweg an der Martinswand und im Naturlehrpfad Heide seit Jahren nichts. Der Weg an der Martinswand ist in sehr schlechtem Zustand und beim Naturlehrpfad sind die meisten Tafeln kaputt. „Das ist kein Renommee für einen Fremdenverkehrsort“, so Helldörfer. Zimmermann klärte ihn jedoch auf, das der Wanderweg an der Martinswand in Privatbesitz sei und der Naturlehrpfad Heide den Staatsforsten gehört. Der private Waldbesitzer hätte zugesagt den Weg zu richten. „Ihr müsst da mit mehr Engagement dranbleiben“ gab ihm Helldörfer zurück und Vogel betonte, das in Morschreuth so was der Fränkische Schweiz Verein macht. Lang war dann schließlich noch für die Einrichtung von zwei barrierefreien Bushaltestellen in Gößweinstein. Dies hielt Polster für fast unmöglich. Denn um eine Bushaltestelle barrierefreie zu machen müsste sie zweieinhalb mal so lang werden als bisher. Mit fünf gegen zwei Stimmen wurden schließlich noch 100.000 Euro für die Planung der Gößweinsteiner Ortsumgehung aufgenommen. Der Empfehlungsbeschluss an den Marktgemeinderat erfolgte jedoch einstimmig.