Aufseßer Bürgermeister Bäuerlein teilt kräftig gegen Juragruppe aus
Von Thomas Weichert
AUFSESS
„Die beiden Herren, die sich mit unwahren Angaben aus dem Fenster lehnen, kommen mir so vor als wären sie Kreuzritter aus dem Mittelalter.“ Dies sagte ein sichtlich verärgerter Bürgermeister Ludwig Bäuerlein (CSU/UW) in Richtung seines Waischenfelder Amtskollegen Edmund Pirkelmann (BBS), der auch zweiter Vorsitzender des Zweckverbands der Juragruppe ist, und dessen Werkleiter Hans Hümmer während der jüngsten Gemeinderatssitzung. Bäuerlein nutzte die Ratssitzung um über die interkommunale Zusammenarbeit mit der Aufseßgruppe bezüglich der staatlich geförderten Kooperation in Sachen zweites Standbein für die gemeindliche Wasserversorgung von Aufseß zu informieren und gegen Pirkelmann und Hümmer auszuteilen.
Der Aufseßer Bürgermeister Ludwig Bäuerlein ist sauer. Foto: privat
Bäuerlein betonte zwar er wolle keinen „Wasserkrieg“ anzetteln, teilte aber dennoch kräftig gegen Pirkelmann und Hümmer aus. Beide kämen als Kaufleute daher die alles anzweifeln. „Das kommt mir bald wie eine Werbeveranstaltung vor, wie wenn einer Staubsauger verkaufen will“, zog Bäuerlein weiter vom Leder und meinte: „Wenn die Juragruppe eine weitere Ringleitung braucht, muss sie sich selber darum kümmern.“ Bäuerlein stellte klar das die Juragruppe als Kooperationspartner für die Wasserversorgung von Aufseß vor allem aus Kostengründen gescheitert ist. Denn hätte man an die Juragruppe angeschlossen, hätte die Gemeinde Aufseß die Leitung bis Hochstahl erneuern müssen, so Bäuerlein. Außerdem sei das „Aufseßwasser“ mit dem der Juragruppe nicht so gut mischbar wie mit jenem der Aufseßgruppe und dem aus dem Markt Wiesenttal. Dies hätte eine Untersuchung ergeben. Die Juragruppe würde zudem nur Wasser liefern, aber im Gegenzug keines abnehmen.
Hoher Nitratgehalt und Pestizide im Trinkwasser der Juragruppe ?
Auch sei der Nitratgehalt im Trinkwasser der Juragruppe „wesentlich höher“ und Pestizide seien darin auch enthalten. Je höher der Nitratgehalt, je größer auch die Korrosion, so Bäuerlein weiter. Beim „Aufseßwasser“ liege der Nitratgehalt bei 20 Milligramm pro Liter, beim „Jurawasser“ hingegen schon bei 28. Durch die Schadstoffeintragungen der Landwirtschaft werde der Nitratgehalt im Wasser der Juragruppe kontinuierlich steigen. „Das ist ein großes Problem das uns eines Tages überrollen wird und schon jetzt ist es bedenklich“, prophezeite Bäuerlein, der unmissverständlich feststellte, dass die Versorgungssicherheit seiner Bürger mit Trinkwasser durch die Kooperation mit der Aufseßgruppe und dem Markt Wiesenttal gegeben sei. Vorher blickte Bäuerlein zurück. 55 Meter ist der Tiefbrunnen der Wasserversorgung Aufseß tief und ein 101 Stunden lang dauernder Pumpversuch habe gezeigt, dass man daraus ohne wesentliche Absenkungen 25 Liter Wasser pro Sekunde fördern kann. Also mehr als genug Wasser für alle Einwohner der Gemeinde Aufseß, außer Zochenreuth, aber mit Tiefenlesau in der Gemeinde Hollfeld. Dann erinnerte Bäuerlein an das erste Förderprogramm des Freistaats aus dem Jahre 2011 zur Schaffung eines zweiten Standbeins, dass später verlängert wurde „Eine Roteintragung im Landkreis Bayreuth hatten wir nur deshalb, weil nur eine Einspeisung vorhanden war“, so Bäuerlein.
Schlaflose Nacht für Bäuerlein
Am 9. August 2016 sei schließlich die Vorplanung an das Ingenieurbüro zur Kooperation mit der Aufseßgruppe in Auftrag gegeben worden und als dann der Antrag auf Zuwendung gestellt wurde, kamen erst die Einsprüche der Juragruppe. „Hier ist dann der ganze Zichorie losgegangen und mies und nicht fair von der anderen Seite behandelt worden“, so Bäuerlein weiter. Als dann auch noch Waischenfelds dritter Bürgermeister Kurt Neuner (BBN), der beim Wasserwirtschaftsamt Hof arbeitet, während der Sitzung der Aufseßgruppe (die NN berichteten) die wasserrechtliche Genehmigung der Wasserversorgung der Gemeinde Aufseß anzweifelte, konnte Bäuerlein die ganze Nacht nicht schlafen. Am nächsten Tag suchte er gleich die Unterlagen im Rathaus heraus. Die Genehmigung zur Entnahme von Trinkwasser aus dem Aufseßer Tiefbrunnen wurde am 13. Dezember 1991 erteilt und endet am 13. Dezember 2021. Bäuerlein fiel ein Stein vom Herzen und er betonte, das eine Verlängerung der wasserrechtlichen Erlaubnis kein Problem ist. Ebenso kein Problem gäbe es mit dem Wasserschutzgebiet der Gemeinde Aufseß. „Der Wasserschutz ist vorhanden und genehmigt“, so Bäuerlein, der jedoch informierte dass bereits ein geologisches Institut beauftragt wurde um zu überprüfen, ob die Größe des Wasserschutzgebiets auch noch in Zukunft ausreichend ist. Zum Wasserschutzgebiet der Juragruppe stellte Bäuerlein außerdem fest, dass dieses vom Landratsamt noch nicht genehmigt sei. Jedenfalls sei das Wasser aus Aufseß ein hochwertiges Lebensmittel das keinerlei technischer Aufbereitung bedürfe.
Aufseßgruppe nicht Stadtrat entscheidet
Dann erinnerte Bäuerlein auch noch an die Anfänge der Juragruppe die nach seiner Meinung einst wegen der geplanten Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf entstanden sei. „Da hätte man wahnsinnig viel Wasser gebraucht was nur mit einer großen Wasserleitung aus dem Fränkischen Jura möglich gewesen wäre“, so Bäuerlein. Auf die Frage von Siegfried Krug (WG Sa/Ne) ob die Stadt Waischenfeld so einfach Breitenlesau aus der Aufseßgruppe herauslösen kann, antwortete VG-Geschäftsleiter Günther Bienfang, dass dies nicht ohne Zustimmung des Verbandsrats der Aufseßgruppe geht. „Da wird den Bürgern Sand in die Augen gestreut“, so Bienfang, denn dies könne nicht einfach von einem politischen Gremium wie dem Waischenfelder Stadtrat entschieden werden. „Ich hoffe das sich das Ganze wieder legt und ich möchte mich auch nicht auf das Niveau der Verantwortlichen der Juragruppe herunterlassen“, kommentierte noch einmal Bäuerlein und betonte abschließend das man sich nach den Mehrheiten in einem demokratischen Staat richten müsse.
Nicht nur nach politischen Mehrheiten, sondern nach Recht und Gesetz, hier § 50 (2) WHG ! Meine Anerkennung an diesen korrekt couragierten Verwaltungsleiter, dass er sich seines Diensteids erinnert. Die in der Juragruppe mitmischen schienen ihn wohl mit "Blitzableiter" geschworen zu haben? M.f.G. Leo