Prunksitzung Pottenstein – Franz Macht einen Kopf kürzer gemacht
Von Thomas Weichert
POTTENSTEIN
Wenn Doktor Franz Macht von einer Domina im SM-Studio ausgepeitscht wird, wenn der Gößweinsteiner Feuerwehrkommandant Marcel Zweck in seinem roten Strampelanzug für brüllendes Gelächter sorgt, wenn Bürgermeister Stefan Frühbeißer sich mit dem Chinesen Steif Ling als Elektron durch das Glasfaserkabel zwängt, wenn Andreas Schmidt als Ehekrüppel von seinem Leid mit seiner Alten klagt, wenn Nadja Urschlechter als Putzfrau den Saal schrubbt, wenn Bernie kräftig einheizt und wenn zuletzt noch die Sturmtruppen aus Star Wars im Bürgerhaus landen, ja dann ist Fasching in Pottenstein.
Franz Macht wird auf dem Strafbock im SM-Studio von Domina Stefanie ausgepeitscht:
So geschehen bei der ersten Prunksitzung der Faschingsgesellschaft Narrenkübel Schwarz-Weiß Gößweinstein in dieser Faschingssession in einem voll besetzten Bürgerhaus in dem die Gößweinsteiner Narren wieder einmal ein phantastisches Programm bis nach Mitternacht mit brillanten Tänzen und Zwerchfell strapazierenden Sketchen boten. Eigentlich ist der Pottensteiner Arzt Franz Macht ja seit letztem Jahr „Faschingsrentner“, da er sich nach 25 Jahren als Narrenkübel-Präsident zur Ruhe gesetzt hat. Aber so ganz ohne Franz Macht ging es dann eben doch nicht, denn er schreibt nach wie vor die politischen Faschingsstücke. So diesmal auch das gespielte Bühnenstück „Das Elektron und der Breitbandausbau“ in dem die beiden Hauptakteure Stephan Dresel, in dessen Paraderolle als Pottensteiner Bürgermeister und Maxi Sebald als Chinese „Steif Ling“ - Steifling ist bekanntlich der Pottensteiner Ortsteil in dem der Breitbandausbau begann – den anwesenden Bürgermeister Stefan Frühbeißer wieder einmal kräftig auf die Schippe nahmen. War doch das Pottensteiner Betreibermodell für den Breitbandausbau das zentrale Thema in Pottenstein im letzten Jahr, so ist mittlerweile das totale Chaos ausgebrochen. Denn überall und nirgends werden inzwischen im gesamten Gemeindegebiet Rohre und Kabel verlegt und wieder ausgegraben.
Stephan Dresel alias Bürgermeister Frühbeißer als Elektron im Glasfaserkabel:
Dann kommen auch noch die Chinesen, noch total begeistert vom Tourismusthema und wollen dieses mal erfahren, wie so eine kleine Gemeinde den Breitbandausbau koordiniert. Dies alles schlägt Bürgermeister Frühbeißer schwer auf den Magen was ihm seine bekannt schlechten Träume verursacht. So mutiert er schließlich zum Elektron, was immer noch besser ist als in der Hölle Birgit Haberberger wieder küssen zu müssen. Am Schluss verschluckt ein chinesisches Ploton dann aber das „Frühbeißer-Elektron“ und Birgit (Silvia Berner) und Stefan (Stephan Dresel) verschmelzen zu einem neuen Teilchen, genau wie Markus Söder (CSU) und Hubert Aiwanger (FW). So etwas kann sich eben kein anderer ausdenken wie Franz Macht. Selbst ausgedacht hat er sich dann auch noch den Sketch „Der Traum des Dr. Franz Macht“ bei dem er selbst als sein eigenes Ich mitspielte. Wegen seiner Missetaten gegenüber Frühbeißer seit Beginn dessen Amtszeit muss Macht nun leiden als er von der „Domina Stefanie“ (Stephan Dresel) in einem SM-Studio zunächst ausgepeitscht und dann sogar noch mit dem Schwert einen Kopf kürzer gemacht wird. Aber gottseidank war das alles nur ein Traum. Kein Traum hingegen die traumhaften Tänze der vielen Garden. Die Kleinsten der Wackelzahngarde diesmal hübsch und niedlich anzusehen als Eisprinzessinnen, die Junioren als Matrosen auf den sieben Weltmeeren, die Prinzengarde als Paradiesvögel, die Damen des Weiberballetts als Frösche und die Herren des Männerballetts als „Stormtrooper“ aus Star Wars.
Die Wackelzähne:
Akrobatische Höchstleistungen boten die Prinzen- Junioren- und Wichtelgarden auch diesmal während ihren klassischen Gardetänzen, ebenso und wie vor allem die beiden Narrenkübel-Tanzmariechen Nadja Teichmann und Anna-Lena Berner. Neu in diesem Jahr eine Frauentanzgruppe die Präsident Stephan Dresel mangels Namen kurzerhand auf „Die närrischen Närrinnen“ taufte und die eine klasse Playbackshow in bunten Märchenkostümen auf`s Parkett legten. Klasse auch wieder und nicht wegzudenken der frühere Narrenkübel-Elferrat und Senator Andreas Schmidt in seiner Paraderolle „Der Ehekrüppel“ oder als Bauleiter bei dem wieder einmal urkomischen Sketch „Die Baustelle“ auf der „Pepe“ (Marcel Zweck) immer wieder in die Baugrube fällt. Marcel Zweck steht an diesem Abend mit Michi Stenglein noch öfters auf der Bühne. Und dies seit Jahren immer in seinem roten Strampelhosenanzug der schon alleine für Gelächter im Publikum sorgt. Wer dann auch noch weiß das Marcel Zweck der erste Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Gößweinstein ist, wirkt das umso lustiger. Zweck ist inzwischen zu einem begnadeten Faschingskomiker avanciert über den das Publikum schon lacht, selbst wenn er noch gar nichts gesagt hat. Und wenn er dann auch noch redet, wird`s umso lustiger. Mit Michael Stenglein und dessen trockenen Humor hat Zweck seit Jahren den perfekten Sketchpartner an seiner Seite.
Marcel Zweck und Michael Stenglein:
Trockenen Humor bewies auch einmal mehr Holger Kade der in seinem Paradiesvogelanzug in aller Ruhe lediglich ein kühles Feierabendbier in einem Pottensteiner Wirtshaus trinken wollte. Dort trifft er zunächst auf den echten Bürgermeister Frühbeißer - „Du hast ja ganz weiße Händ, bist wohl arbeitslos ? - fragt er ihn und erntet damit schon tosendes Gelächter. Jäh ist es dann jedoch mit seiner bierseeligen Feierabendruhe vorbei als sich eine echte Berliner Göre (Silvia Berner) neben ihn an den Biertisch setzt und von ihm wissen will was blaue Zipfel oder ein Schäuferla auf der Speisekarte sind. Nicht wegzudenken auch „Bernie B aus B.“, der Narrenkübel-Chef Bernhard Bauernschmidt aus Behringersmühle der mit selbst gedichteten Faschingsgassenhauern im Bürgerhaus mächtig einheizt und das Publikum mitreißt. Bei so einer Faschingssitzung müssen aber auch Ehrungen sein. Diese in Form des 23. und somit auch letzten Pottensteiner Dukatenesels ging diesmal an Dukateneselerfinder Franz Macht zu dessen großer Überraschung selbst. Damit hatte Macht nicht gerechnet. Und durch den Vizepräsidenten der Förderation Europäischer Narren, Manfred Heckel aus Gößweinstein, wurden Macht und Dresel auch noch mit einem Sonderorden ausgezeichnet. Die erste Prunksitzung seit 26 Jahren ohne Macht als Faschingspräsident meisterten seine beiden Nachfolger Stephan Dresel und Nadja Urschlechter bravurös. Nadja Urschlechter aus Weilersbach übrigens als erste Frau als Sitzungspräsidentin in der langen Geschichte des Narrenkübels.